Herausforderndes Duo |
Die meisten schwangeren Frauen mit Diabetes überwachen den Blutzuckerspiegel mittels kontinuierlicher Glucosemessung via Sensor. / © Getty Images/rudi_suardi
Die Blutglucoseprofile sind schon vor der Konzeption engmaschig von einem Facharzt zu bewerten. Mit Beginn der Schwangerschaft sollte alle zwei Wochen eine Kontrolle stattfinden, denn der Insulinbedarf steigt im zweiten Trimenon um 50 Prozent und im dritten Trimenon um 100 Prozent im Vergleich zum Beginn der Schwangerschaft. Da die Veränderungen kontinuierlich sind, ist eine ständige Anpassung der Insulingabe erforderlich.
Beispielsweise kann der Bedarf bei adipösen Schwangeren mit DM 2 bei 2 I.E. Insulin pro kg Körpergewicht liegen. Bei DM 2 liegt der Insulinbedarf sonst eher bei 0,8 bis 1 I.E. pro kg Körpergewicht. Hier ist die Kombination einer CSII verbunden mit einer rtCGM sehr vorteilhaft.
Auch mit einer ICT kann sich die Frau laufend an die Stoffwechselsituation anpassen. Das erfordert allerdings – neben einer umfangreichen Schulung – eine hohe Compliance. Denn jede Anpassung der Insulinmenge erfordert häufigere Blutglucosekontrollen. Daher werden viele Frauen, die eine ICT anwenden, mit Sensoren zur kontinuierlichen Glucosemessung ausgestattet.
Körperliche Aktivität, zum Beispiel mindestens dreimal pro Woche 30 Minuten Spazierengehen, ist bei allen Diabetesformen sinnvoll, da es der steigenden Insulinresistenz während der Schwangerschaft entgegenwirkt.
Bei der Ernährung sollte der Kohlenhydratanteil auf 40 bis 50 Prozent des Kalorienanteils reduziert werden; 20 Prozent des Kalorienanteils sollten Proteine ausmachen und Fette etwa 30 bis 35 Prozent. Bei adipösen Schwangeren empfiehlt die S2e-Leitlinie, die Kalorienzufuhr um etwa 30 Prozent zu reduzieren. Um Glucosespitzen zu vermeiden, sollte die Nahrung vor allem beim DM 2 auf drei nicht zu große Mahlzeiten plus zwei kleine Zwischenmahlzeiten verteilt werden. Größere Effekte bringen komplexe langkettige Kohlenhydrate mit niedrigem glykämischen Index sowie Ballaststoffe. Dadurch werden Glucosespitzen wirksam vermieden und die absolute Menge der Kohlenhydrate ist nicht mehr so entscheidend (8).
Orale Antidiabetika waren lange Zeit vollständig kontraindiziert in der Schwangerschaft. Im Jahr 2022 wurde die Zulassung von Metformin um die Anwendung in der Schwangerschaft bei DM 2 erweitert. In Studien trat keine höhere Rate an Fehlbildungen oder toxischen Effekten auf (10). In der Leitlinie wird es als Add-on-Therapie bei hohem Insulinbedarf empfohlen.
Die Vorteile von Metformin liegen in einer geringeren Gewichtszunahme, geringerem Hypertonierisiko, weniger Hypoglykämien und einem geringeren Geburtsgewicht im Vergleich zur Insulintherapie (9). Erkenntnisse aus einer Mausstudie deuten darauf hin, dass die Gehirnentwicklung des Ungeborenen negativ beeinflusst sein kann (11). Inwieweit die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, wird diskutiert.
Schwangere mit GDM sollen zuerst versuchen, mit einer Änderung der Ernährung und ausreichend körperlicher Aktivität eine normoglykämische Stoffwechsellage zu erreichen. Nach zehn Tagen Bewegungsprogramm wird der Effekt auf den Glucosestoffwechsel überprüft. Reichen die Effekte nicht aus, wird sofort Insulin angesetzt. Da eine Insulintherapie eine aufwendige Schulung erfordert und manche Schwangeren Schwierigkeiten mit der Insulinapplikation haben (Spritzenangst), wird auch Metformin als einziges orales Antidiabetikum eingesetzt.
Wie sich die neue S3-Leitlinie zum GDM dazu positioniert, ist noch nicht veröffentlicht. Derzeit ist Metformin als Monotherapie nicht zugelassen beim GDM und hat nur die Empfehlung als Add-on-Therapie zu Insulin.