Herausforderndes Duo |
Bereits präkonzeptionell kann eine Störung in der Glucosetoleranz vorliegen, die meist symptomlos ist und erst in der Schwangerschaft, die wie ein Stresstest auf den Stoffwechsel wirkt, manifest wird: Ein Gestationsdiabetes wird diagnostiziert.
Natürlich werden auch Frauen mit bekanntem Typ-2-Diabetes schwanger. Die vorliegende unzureichende Insulinsekretion und/oder die erhöhte periphere Insulinresistenz verstärken sich durch die hormonellen Einflüsse und die Stoffwechselerkrankung würde sich ohne Therapieanpassung verschlechtern (Kasten). Daher wird die Behandlung während der Schwangerschaft angepasst.
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In der Schwangerschaft kommt es physiologisch zu Änderungen im mütterlichen Glucosestoffwechsel, was durch die hormonellen Änderungen ausgelöst wird.
Besonders ab dem zweiten Trimenon steigt die hepatische Gluconeogenese um etwa 30 Prozent und die Insulinsensitivität sinkt um circa 50 Prozent. Dadurch wird der Fetus mit mehr Nährstoffen über die Plazenta versorgt. Die verringerte Insulinsensitivität bewirkt eine temporäre Insulinresistenz, die zu Veränderungen im Lipidstoffwechsel mit erhöhten Triglyceridwerten führt. Diese wiederum erhöhen die Insulinresistenz weiter.
Hier besteht physiologisch eine Parallele zum Typ-2-Diabetes, der durch eine verminderte Insulinsensitivität, Insulinresistenz und erhöhte Triglyceridwerte gekennzeichnet ist. Die mütterlichen Betazellen sind »im Stress« und produzieren die 2- bis 3-fache Insulinmenge, um die normale Glucosetoleranz aufrechtzuerhalten.
Gar nicht so selten ist die erstmalige Diagnose eines DM 2 während der Schwangerschaft, da diese Diabetesform lange symptomlos bleibt.
Bei einem Typ-1-Diabetes erhöht sich durch die Schwangerschaftshormone »nur« die Insulinresistenz. Dieser Diabetestyp tritt gehäuft im Kindes- oder Jugendalter auf, kann jedoch prinzipiell in jedem Lebensalter diagnostiziert werden. Gute Schwangerschaftsplanung und -betreuung sind besonders wichtig, da der Blutzuckerspiegel die Gesundheit von Mutter und Kind erheblich beeinflussen kann.
Seltener wird beim Screening ein MODY-Diabetes festgestellt. MODY (Maturity onset diabetes of the young) fasst verschiedene, genetisch bedingte Diabetesformen zusammen. Die Gendefekte können an verschiedenen Stellen auftreten; jedoch ist es immer ein einzelner Defekt, der zu Störungen in den Insulin-produzierenden Zellen und damit zum Diabetes führt. Daher gibt es auch die Einstufung als monogener Diabetes. MODY ist erblich bedingt (autosomal-dominant) und macht 1 bis 2 Prozent aller Diabetesfälle aus. Diese Zahlen werden als zu niedrig eingeschätzt, da die Diagnose schwierig ist und MODY häufig nur eine milde Hyperglykämie auslöst. Typischerweise tritt diese Diabetesform vor dem 25. Lebensjahr auf.
Bei Frauen mit MODY ist eine präzise genetische Diagnostik entscheidend, um eine angemessene Therapie und Überwachung während der Schwangerschaft zu gewährleisten. Bestimmte Formen können durch Diät oder orale Antidiabetika kontrolliert werden, während andere möglicherweise Insulin benötigen.