Herausforderndes Duo |
Jeder nicht oder schlecht therapierte Diabetes erhöht das Risiko für Fehlbildungen, Frühgeburtlichkeit, Hypertrophien, Atemstörungen, Plexusparesen und Asphyxie beim ungeborenen Kind um das 1,5- bis 3-Fache. Das Risiko für das Kind ist bei einer präexistierenden Stoffwechselstörung der Mutter höher als bei einem GDM.
Physiologisch führt die Hyperglykämie beim Fetus zu einer vermehrten Insulinausschüttung. Insulin fördert das Wachstum und erhöht somit das Geburtsgewicht. Die Feten entwickeln höhere Hämatokritwerte und bilden weniger Surfactant, was die Lungenreifung negativ beeinflusst.
Für die Schwangere steigt das Risiko für gehäufte Harnwegsinfekte und Scheideninfektionen durch die erhöhte Glucosekonzentration im Urin. Weitere mögliche Komplikationen sind Frühgeburten, Hypertonie und Präeklampsie (Hypertonie mit Proteinurie). Auch das Risiko für Kaiserschnittgeburten oder Geburtsverletzungen ist deutlich erhöht.
Nach der Geburt normalisiert sich der gesamte Glucosestoffwechsel der Mutter auf den präkonzeptionellen Status. Jedoch ist ein GDM ein Langzeitrisiko für einen Typ-2-Diabetes, das metabolische Syndrom und kardiovaskuläre Erkrankungen. Auch die Kinder haben ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, DM 2 und ein metabolisches Syndrom.
Die Planung einer Schwangerschaft bei präexistentem Diabetes ist entscheidend für deren Verlauf. Bei ungeplanter Schwangerschaft zeigen Neugeborene häufiger ein signifikant höheres Geburtsgewicht und müssen häufiger neonatologisch intensivmedizinisch behandelt werden. Damit kommt auch der Beratung von Jugendlichen mit DM 1 und 2 zur Kontrazeption eine große Bedeutung zu.
Ernährungsumstellung und Sport helfen beim Abnehmen und damit auch bei der normnahen Blutzuckereinstellung – das ist schon präkonzeptionell wichtig. / © Getty Images/FatCamera
Bei einem Typ-1-Diabetes wird die glykämische Kontrolle bereits vor der Konzeption intensiviert, da das geringste Risiko für Mutter und Kind vorliegt, wenn die HbA1c-Werte unter/bei 6,5 Prozent zur Zeit der Konzeption liegen. Zusätzlich werden Proteinausscheidung und Kreatinin-Clearance erfasst, um eine Nephropathie zu erkennen. Außerdem wird auf eine Retinopathie geprüft und ein EKG zur Abklärung kardialer Komplikationen erstellt.
Bei einem DM 2 sollte ebenfalls präkonzeptionell ein HbA1c unter/von 6,5 Prozent angestrebt werden. Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 27 kg/m² sollten zur Risikominimierung abnehmen. Eine Ernährungsumstellung unterstützt sie dabei. Positiv wirkt sich eine Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen aus. Regelmäßige Bewegung unterstützt die Gewichtsreduktion und die Abnahme des HbA1c-Werts.
Allen Frauen soll präkonzeptionell die Einnahme von Folsäure (mindestens 0,4 mg/Tag) empfohlen werden. Die Dosis hängt vom individuellen Risiko ab, zum Beispiel bestehende Adipositas oder Mikroangiopathie.