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Hunde

Haarige Corona-Detektive

Hunde können Covid-19 erschnüffeln. Allerdings nur, wenn sie nicht gerade hungrig sind oder ein Nickerchen nach dem Essen brauchen. Das berichtet der australische Epidemiologe Hassan Valley.
Jennifer Evans
16.07.2021  07:00 Uhr

Der Geruchssinn von Hunden ist rund eintausend Mal akkurater als der eines Menschen. Daher können die Fellnasen auch Bomben, Drogen oder den Geruch von Verstorbenen erschnüffeln. Einige Vierbeiner sind sogar in der Lage, Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes mellitus zu riechen. Nun legen erste Studien nahe, dass ihr Geruchsinn auch bei Covid-19 anschlägt. Viele Wissenschaftler hoffen bereits darauf, dass die Tiere demnächst für Massen-Screenings etwa in Stadien, bei Konzerten oder auf dem Flughafen zum Einsatz kommen können.

Wie gut schlagen sich die trainierten Hundenasen aber tatsächlich im Vergleich zu einem PCR-Test? »Außergewöhnlich gut«, bemerkt der Epidemiologe Hassan Valley, außerordentlicher Professor an der La-Trobe-Universität im australischen Melbourne. Vorstudien attestieren den Vierbeinern eine hohe Sensitivität von 82 bis 94 Prozent und eine Genauigkeit von 76 bis 92 Prozent, wenn es darum geht, Covid-19 anhand des Geruchs an der Kleidung eines Betroffenen zu identifizieren und dann Alarm zu schlagen. Noch präziser sind die Tiere, wenn ihnen die Kleidungsfragmente isoliert in einem Glas präsentiert werden, nachdem der Besitzer den Stoff zuvor unter seiner Achselhöhle getragen hatte. In dem Fall lag die Trefferquote der Hunde, den Covid-19-Duft zu erkennen, sogar bei 97 Prozent mit Blick auf die Sensitivität, bei der Genauigkeit waren es 91 Prozent.

Erfolg hängt von Tageszeit ab

Noch bremst der Epidemiologe die Euphorie etwas und erinnert in seinem Beitrag auf der Wissenschaftsnachrichten-Plattform »The Conversation« an die noch ausstehenden unabhängigen Bewertungen der Ergebnisse zu diesem Thema. Außerdem gibt er zu bedenken, dass insbesondere bei Großveranstaltung deutlich mehr Ablenkungen für die Spürnasen existieren als unter Laborbedingungen. Der Erfolgsfaktor der Hunde scheint darüber hinaus von der Tageszeit abzuhängen. Wie Valley berichtet, sind sie nämlich kurz vor ihrer üblichen Essenzeit deutlich unkonzentrierter. Und auch nach dem Essen brauchen sie offenbar erst einmal ein Schläfchen, bevor sie die Coronavirus-Fährte wieder aufnehmen können. 

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