Gute Beratung kann Füße retten |
Hauptrisikofaktoren für das DFS, Gewebedefekte und Amputationen sind:
Daneben existieren patientenbezogene Risiken wie Adipositas, Gelenkerkrankungen, Paresen, Stellungsanomalien der Füße, Seheinschränkungen, Haut-, Nagel- und Fußpilzerkrankungen, Suchterkrankungen und psychosoziale Faktoren (2, 4).
Eine frühzeitige Behandlung von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom (DFS) in spezialisierten multidisziplinären Zentren mit definierten Behandlungspfaden kann die Amputationsrate signifikant reduzieren. Nach einer jüngeren Metaanalyse sind in spezialisierten diabetischen Fußzentren Reduktionen von etwa 30 Prozent für jegliche Amputationen und um etwa 50 Prozent für Major-Amputationen zu erwarten (25). Solche Fußzentren haben eine Zertifizierung der Deutschen Diabetesgesellschaft (DGG) bestanden. In Kooperation mit der AG Diabetischer Fuß der DDG zertifiziert die DDG seit 2003 Einrichtungen zur Behandlung des DFS. Das Zertifizierungsverfahren gilt als Instrument eines umfassenden Qualitätsmanagements.
Interdisziplinäre Gefäßzentren für Patienten mit einer arteriellen Verschlusskrankheit im Rahmen ihres DFS werden von der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA), der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (DGG) und der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) oft gemeinsam zertifiziert. Auch für diese zertifizierten Gefäßzentren wurde nachgewiesen, dass sich die Behandlungsergebnisse und die Beinerhaltungsrate signifikant verbessern.
Die diabetische Polyneuropathie ist zumeist distal (von der Körpermitte entfernt) symmetrisch ausgeprägt und führt zu einem sensorischen Defizit, oft auch zu Dysästhesien wie Ameisenlaufen, Kribbeln und Surren, die den Patienten quälen können (2). Trophische Störungen reduzieren oder stoppen die Schweiß- und Talgproduktion und begünstigen somit eine vulnerable, trockene und rissige Haut.
Verminderter und fehlender neuronaler Input im sensomotorischen Cortex führt zu einer Unterrepräsentation der betroffenen Extremitäten. Die Patienten nehmen diese Abschnitte nicht mehr wahr, was der Diabetologe Alexander Risse als »Leibesinselschwund« bezeichnet hat (5).
Ob eine Polyneuropathie vorliegt, kann der Arzt durch Testung der Druckwahrnehmung oder des Vibrationsempfindens feststellen (2). Genauer sind gezielte fachärztliche neurophysiologische Untersuchungen (6).
Sekundäre motorische Störungen äußern sich in muskulären Atrophien und Fußdeformitäten (Abbildung 1). So kommt es zum Beispiel zur Bildung von Krallenzehen, die zu einer vermehrten Druckbelastung unter den Metatarsophalangeal-Gelenken (MTP-Gelenke verbinden die Mittelfußknochen mit den fünf Zehenknochen) führt.
Abbildung 1: Typische neuropathische Fußdeformitäten und ihre Folgen (von links): Krallenzehen, Ulkus (Malum perforans) und Charcot-Fuß mit Druckulzera / © Klein-Weigel
Bei der schwersten Form des neuropathischen Fußes, dem Charcot-Fuß, kommt es zu einer neuropathisch bedingten Osteoarthropathie und zu einem mehr oder weniger vollständigen Zusammenbruch der Fußgewölbe, oft mit Ausbildung eines Wiege- oder Schaukelfußes (Abbildung 1, rechts). Die Einteilung des Charcot-Fußes erfolgt nicht einheitlich und berücksichtigt entweder die klinischen Verlaufsstadien (Einteilung nach Levin) oder das Gelenkbefallsmuster (Einteilung nach Sanders) (7). Das aktive Stadium ist von einer ausgeprägten nicht erregerbedingten Entzündung des Fußes gekennzeichnet.