Gurgeln zur Prävention? |
Die Krankenhaushygieniker bringen für ihre Empfehlungen auch Wirksamkeitsbelege aus Anwendungsstudien an. Bei Patienten im präsymptomatischen Stadium von Covid-19 habe sich die virale Clearance sowohl durch 1-prozentige PVP-Iod-Lösung (DOI: 10.1183/13993003.00607-2020) als auch durch Ethanol mit ätherischen Ölen im Vergleich zu Leitungswasser signifikant erhöhen lassen (DOI: 10.1101/2020.09.07.20180448). In einer kleinen Fallstudie aus Spanien habe eine Lösung mit PVP-Iod die Viruslast bei Covid-19-Patienten ebenfalls senken können (DOI:10.1111/odi.13526). Die Autoren führen auch klinische Nachweise dafür an, dass Nasensprays und Mundspülungen im Menschen gegen andere Viren oder bei Erkältungen wirksam seien.
Außer offenen Fragen zur Effektivität ist zu beachten, dass häufiges Gurgeln mit alkoholischen oder antiseptischen Substanzen auch potenzielle Nebenwirkungen mit sich bringt und zum Beispiel die Schleimhautbarriere schädigen kann. Den Krankenhaushygienikern ist das Problem bewusst, sie schätzen das Risiko jedoch gegenüber den Vorteilen, die sie sich von den Anwendungen erhoffen, als vertretbar ein.
Wer die Empfehlungen umsetzen möchte, sollte noch wissen, dass Gurgeln unmittelbar vor einem PCR-Abstrich das Ergebnis verfälschen kann.
Insgesamt lässt sich sagen, dass sich durch Gurgeln die Viruslast vermutlich lediglich kurzfristig reduzieren lässt. Ob sich der Krankheitsverlauf oder die Ansteckungsgefahr beeinflussen lassen, erscheint noch nicht ausreichend geklärt. Darauf sollte das Apothekenteam hinweisen und davor warnen, sich und andere in Sicherheit zu wiegen, weil alle vor dem Beisammensein gegurgelt haben.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.