Gerinnungsstörung bei Covid-19 |
Die Bildung von Antiphospholipid-Antikörpern und damit einhergehend ein Anstieg der Thromboseneigung stellt offenbar eine mögliche Komplikation schwerer Covid-19-Verläufe dar. / Foto: Getty Images/Science Photo Library
Im Fachjournal »New England Journal of Medicine« berichtet ein Team um Dr. Yan Zhang von drei Patienten, die in einer auf schwere Covid-19-Fälle spezialisierten Einheit des Tongji-Krankenhauses in Wuhan wegen einer SARS-CoV-2-Infektion behandelt wurden. Der erste Fall war ein 69-jähriger Mann mit Bluthochdruck und Diabetes sowie einem Schlaganfall in der Vorgeschichte, der mit Fieber, Husten, Atemnot, Durchfall und Kopfschmerzen in die Klinik aufgenommen worden war. Unter supportiver Therapie verschlechterte sich sein Zustand, sodass er schließlich beatmet werden musste.
Bei der Untersuchung des Patienten fiel eine Ischämie in beiden Beinen sowie in einzelnen Fingern auf. Eine CT-Aufnahme des Gehirns zeigte zudem mehrere Hirninfarkte. Das Blutbild war verändert und es zeigten sich Antiphospholipid-Antikörper. Bei zwei weiteren Patienten ergaben sich ähnliche Befunde.
Antiphospholipid-Antikörper kann der Körper im Zuge einer Autoimmunerkrankung bilden. Sie richten sich gegen Proteine, die Phospholipide enthalten. In der Folge ist die Thromboseneigung erhöht. Der Nachweis von Antiphospholipid-Antikörpern bedeutet üblicherweise die Diagnose eines Antiphospholipid-Syndroms. Die Titer dieser Antikörper können aber auch bei verschiedenen Infektionen vorübergehend ansteigen, wenn die Patienten in einem kritischen Zustand sind.
Wie häufig das hier beschriebene Phänomen bei Covid-19-Patienten vorkommt und was es für Prognose und Therapie bedeutet, müssen nun weitere Untersuchungen zeigen.
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