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E-Rezept

»Gerda ist nicht tot«

Rund sechs Monate lang wurde über den Fachdienst Gerda im Rahmen von Doc Direct die elektronische Verordnung erprobt. Dann stieg ein neuer IT-Partner in das Telemedizin-Projekt ein und Gerda musste unfreiwillig in die Pause gehen. Jetzt arbeiten die Apotheker an einer Lösung, die grundsätzlich mit jeder Praxissoftware funktionieren soll.
Stephanie Schersch
06.08.2020  15:08 Uhr

Am Ende war es ein recht kurzes Bündnis, das Apotheker und Ärzte in Baden-Württemberg eingegangen sind. Im November 2019 wurde der Geschützte E-Rezept-Dienst der Apotheken (Gerda) Teil des Projekts Doc Direct, über das sich Patienten telemedizinisch behandeln lassen können. Im April 2020 hatten die Beteiligten die Partnerschaft dann schon wieder für beendet erklärt. Hintergrund war ein Wechsel des technischen Partners. So war die Zusammenarbeit mit der Teleclinic regulär ausgelaufen und dafür das Unternehmen Minxli bei Doc Direct eingestiegen. Anders als ihr Vorgänger stellt die Firma aus München keine Schnittstelle für die Ausstellung von E-Rezepten bereit.

Die Apotheker waren durchaus enttäuscht über das schnelle Ende der Kooperation. Aufgeben möchten sie Gerda deshalb aber nicht, im Gegenteil. So arbeiten Apothekerkammer und -verband in Baden-Württemberg derzeit an einer technischen Lösung, die Ärzten die Ausstellung und Abwicklung von E-Rezepten über Gerda ermöglichen soll – und zwar unabhängig vom Hersteller der Praxissoftware. Damit könnte der Fachdienst künftig theoretisch sowohl im telemedizinischen als auch im niedergelassenen Bereich zum Einsatz kommen. »Wir wollen eine Technologie schaffen, die nicht Minxli-exklusiv ist«, sagte Frank Eickmann, Pressesprecher des Apothekerverbands, gegenüber der PZ. Derzeit arbeite man mit einem Partner bereits an einer sehr konkreten Lösung. Mit wem die Apotheker kooperieren, wollte Eickmann nicht verraten. Nur so viel: »Wir stecken nicht mehr in der Konzeption, es wird bereits programmiert.«

Rückgriff auf DAV-Web-App 

Bei Doc Direct konnte der Patient sein E-Rezept über die zugehörige App verwalten. Greift Gerda künftig auch außerhalb des Modellprojekts, könnte diese Funktion die Web-App des Deutschen Apothekerverbands übernehmen. Es liege zumindest nahe, auf diese Infrastruktur zurückzugreifen, sagte Eickmann. Steht die Lösung, wollen die Apotheker auch mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) über eine erneute Zusammenarbeit im Rahmen von Doc Direct sprechen. Dort ist man an der elektronischen Verordnung durchaus interessiert. So sei die Möglichkeit, E-Rezepte ausstellen zu können, »von entscheidender Bedeutung für die Weiterentwicklung des telemedizinischen Angebots«, heißt es in einer Mitteilung der KV.

Die Apotheker haben in Gerda bereits viel Zeit und Geld investiert. Umso wichtiger ist es ihnen jetzt, den Fachdienst weiterzuentwickeln. »Gerda ist nicht tot«, betonte Eickmann. Vielmehr sei das Projekt ein Beweis für die Innovationskraft der Apotheker. Sollte Gerda sich mittelfristig im Ländle bewähren, habe der Fachdienst sogar das Potenzial »über Baden-Württemberg hinauszustrahlen«. 

 

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