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Insulinproduktion erneuert

Gentherapie bei Typ-1-Diabetes im Tierversuch erfolgreich

Affen mit künstlich induziertem Typ-1-Diabetes verhalf eine Gentherapie zu neuen Insulin-produzierenden Betazellen. Die Firma Genprex plant nun erste klinische Studien und hofft auf eine langfristig wirksame Therapie für Menschen mit Typ-1- und auch Typ-2-Diabetes, die eine externe Insulin-Zufuhr unnötig macht.
Daniela Hüttemann
28.02.2023  16:00 Uhr

Die experimentelle Gentherapie GPX-002 wurde an der Universität Pittsburgh entwickelt. Sie basiert auf einem Adeno-assoziierten Virus (AAV) mit Alphazellen-spezifischem Promoter, der die Gene pdx1 und MafA per Infusion direkt in die Bauchspeicheldrüse einschleusen soll. Pdx1 steht für Pancreatic and Duodenal Hoemobox 1, auch Insulin Promotor Factor 1 genannt. Das Gen kodiert für den gleichnamigen Transkriptionsfaktor PDX1, der wichtig für die Entwicklung der Pankreaszellen inklusive Reifung der Betazellen ist. MafA ist ebenfalls ein Transkriptionsfaktor und ist ein Betazell-spezifischer Aktivator, der bei der Regulation der Insulinsekretion eine Rolle spielt.

In Zellversuchen konnte die Gentherapie Alphazellen der Pankreas in funktionierende Betazellen umwandeln, allerdings waren diese so modifiziert, dass sie nicht erneut vom Immunsystem angegriffen wurden, wie dies bei Typ-1-Diabetes als Autoimmunerkrankung der Fall ist. Ein anderer Gentherapie-Kandidat mit dem Kürzel GPX-003 soll bei Typ-2-Diabetes die noch vorhandenen Betazellen verjüngen und ergänzen.

Die auf Gentherapie spezialisierte Firma Genprex präsentierte vergangene Woche bei einer Diabetes-Konferenz in Berlin Daten aus Versuchen mit acht Affen. Der Insulinbedarf der Tiere sank und die Glucosetoleranz verbesserte sich signifikant. Ein Tier erreichte normale Blutzuckerwerte. »Die Immunhistochemie ergab eine Färbung von Insulin und Glucagon, was auf die Bildung Insulin-produzierender Zellen schließen lässt«, heißt es in einer Pressemitteilung.

Diese Gentherapie habe das Potenzial, neu gebildete Beta-ähnliche Zellen zu erzeugen, die Insulin produzieren können, erklärte Mark Berger, Chief Medical Officer von Genprex. Sie bestätigten frühere Studien zu diesem Ansatz in diabetischen Mausmodellen, die eine Wiederherstellung normaler Blutzuckerwerte über mehrere Monate zeigten, was möglicherweise Jahrzehnten in einem Menschenleben entspricht. »Wir sind bestrebt, diese Gentherapie in klinische Studien zu überführen, um diese Ergebnisse bei Menschen zu wiederholen und möglicherweise einen langfristigen Ersatz von Betazellen zu ermöglichen.«

Ein genaues Datum für den Beginn klinischer Studien nannte die Firma jedoch nicht. Somit lässt sich noch nicht abschätzen, ob und wann diese Form der Gentherapie für Menschen mit Diabetes zur Marktreife kommt. Die Firma hat bereits eine andere Gentherapie auf Basis von Lipidnanopartikeln namens Rqorsa® in der Indikation Lungenkrebs in Phase I.

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