Gefahr fürs weibliche Herz |
Clara Wildenrath |
10.12.2023 08:00 Uhr |
Wie eine Analyse von Registerdaten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zeigte, werden Herzkatheteruntersuchungen, Gefäßdilatationen und Stent-Insertionen nach einem STEMI bei Männern und Frauen gleich häufig vorgenommen. Auch die primäre Erfolgsrate unterschied sich nicht: Bei jeweils knapp 95 Prozent konnte die Blutversorgung in ausreichendem Maß wiederhergestellt werden.
Gravierende Geschlechterunterschiede fanden sich jedoch in der Prognose nach dem Eingriff. Bei Frauen traten mehr als doppelt so häufig Komplikationen am Gefäßzugang auf; mit mehr als 6 Prozent verstarben fast zweimal so viele Patientinnen wie Patienten noch im Krankenhaus. Erklären konnte sich das Forschungsteam diese Unterschiede nicht.
Die häufigste lebensbedrohliche Komplikation nach einem Herzinfarkt ist das Kammerflimmern – eine Herzrhythmusstörung, bei der das Herz unkontrolliert mit hoher Frequenz zuckt und kein Blut mehr in den Körper pumpt. Es kommt innerhalb von Sekunden zum Kreislaufstillstand. Die einzig Erfolg versprechende Therapie ist eine Elektroschockbehandlung. Die Zeit, bis ein Defibrillator verfügbar ist, muss durch Herzdruckmassagen überbrückt werden.
Kammerflimmern ist immer lebensbedrohlich. Erfolg versprechend sind nur Herzdruckmassagen und eine Elektroschockbehandlung – im Bild eine Übung am Dummy. / Foto: Imago/BSIP
Seltener, aber fast immer unmittelbar tödlich ist ein Einriss (Ruptur) der geschwächten Herzwand im Infarktbereich. Zu einem kardiogenen Schock kommt es, wenn die Pumpfunktion des Herzens nicht mehr ausreicht, um die Funktion der Organe aufrechtzuerhalten. In den ersten Tagen nach einem Infarkt ist zudem das Risiko erhöht, dass sich eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) entwickelt.
Bei vielen Betroffenen bleibt nach einem Infarkt eine chronische Herzinsuffizienz zurück, weil das geschädigte Gewebe die Pumpleistung schwächt. Manchmal entsteht an der Herzwand im Lauf der Zeit auch eine dünne Ausbeulung. Ein solches Aneurysma kann Herzrhythmusstörungen verursachen und das Risiko der Thrombusbildung erhöhen.