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Sepsis

Frühes Erkennen kann Leben retten 

Etwa 75.000 Menschen sterben pro Jahr in Deutschland an einer Sepsis, doch viele könnten gerettet werden. Dazu will das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) mit einer Handlungsempfehlung beitragen. Das Motto heißt: »Sepsis geht alle an«. 
Brigitte M. Gensthaler
18.07.2020  12:36 Uhr

Die Sepsis, im Volksmund auch Blutvergiftung genannt, ist die schwerste Verlaufsform einer Infektion und die dritthäufigste Todesursache in Deutschland – nach Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen. Etwa 15.000 bis 20.000 Sepsis-bedingte Todesfälle pro Jahr gelten als vermeidbar. Ziel der aktuellen Handlungsempfehlung und Patienteninformation des APS ist es, die Sepsis-Sterblichkeit in Deutschland zu verringern. 

»Eine Sepsis ist immer ein Notfall und muss als solcher behandelt werden, wie ein akuter Herzinfarkt oder akuter Schlaganfall«, betont Professor Dr. Rainer Petzina vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, einer der Hauptautoren der Publikationen. Die Autoren klären über das Krankheitsbild, Ursachen, Symptome, Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten auf. Während sich die Handlungsempfehlung primär an Ärzte, Pflegekräfte und Angehörige weiterer Gesundheitsberufe richtet, soll die Patienteninformation die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung stärken. Denn jeder zweite Betroffene erwirbt eine Sepsis außerhalb des Krankenhauses.

Risikogruppen sind unter anderem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, chronisch Kranke, Implantat- oder Katheterträger, Menschen über 65 Jahre sowie unter einem Jahr. Zu den Warnhinweise gehören Fieber und Schüttelfrost, schnelles Atmen und Luftnot, Tachykardie, Hypotonie, extremes Krankheitsgefühl und Verwirrtheit. Wenn mindestens zwei dieser Symptome vorliegen, sollten Betroffene und Angehörige an eine Sepsis denken und sofort einen Arzt informieren.

Eine Sepsis kann erhebliche Spätkomplikation nach sich ziehen und lebensbedrohlich verlaufen. Daher muss die Therapie unmittelbar parallel zur Diagnostik beginnen, heißt es in der Empfehlung. Die sofortige hochdosierte Gabe eines Breitspektrum-Antibtiokums ist Bestandteil des Ein-Stunden-Maßnahmenbündels der internationalen Surviving Sepsis Campaign (SSC, 2019). Studien zeigen, dass mit jeder Stunde ohne Behandlung die Überlebenschance signifikant sinkt.

Als wichtige Maßnahmen zur Prävention einer Sepsis bezeichnen die Autoren die Einhaltung der Hygienemaßnahmen, insbesondere der Händehygiene, die Einführung von Antibiotic-Stewardship-Maßnahmen und Impfungen wie die Pneumokokken- oder Grippe-Impfung.

Weltweit kommt es jährlich schätzungsweise zu 49 Millionen Erkrankten und 11 Millionen Toten wegen einer Sepsis. Die Weltgesundheitsorganisation hat die Sepsis 2017 als eine globale Bedrohung eingestuft.

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