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Später Kinderwunsch

Frauen länger fit – ihre Eizellen aber nicht

Immer mehr Frauen ab 40 Jahren suchen in Kinderwunschkliniken Hilfe. Viele fühlen sich noch jung und fit. Doch biologisch sind sie es nicht. Die Erfolgschancen der Reproduktionsmedizin werden häufig überschätzt.
dpa
08.09.2022  11:30 Uhr

Mangelndes Wissen zur Fruchtbarkeit

«Viele Menschen haben das Gefühl, dass keine Grenze mehr gesetzt ist für das Alter, in dem man Kinder bekommen kann», sagt Sonja Indira Steinert, Patientenbetreuerin bei der Kinderwunsch-Beratungsplattform Fertilly.com. Vor allem nach Medienberichten über Promis, die noch sehr spät Kinder bekommen haben, sei das Aufkommen an Anrufen besonders hoch. «Doch Schwangerschaften wie die der Promis entstehen oftmals mit Methoden, die in Deutschland nicht erlaubt sind – etwa durch Eizellspenden.»

Aus ihrer Sicht mangelt es häufig schon an grundlegendem Wissen über die Fruchtbarkeit. «Schon in der Schulbildung liegt eine große Fehlerquelle, da geht es ja hauptsächlich um die Verhütung von Schwangerschaften, wodurch ein völlig unrealistisches Bild von Fruchtbarkeit entsteht», meint Steinert. Das teils mangelnde Wissen ziehe sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Ein weiteres Problem sei, dass Kinderwunschbehandlungen noch immer ein großes Tabuthema seien und viele späte Eltern nicht darüber sprächen, auf welche Art und Weise sie ein Kind bekommen hätten. Auch das trage nicht zur Aufklärung bei.

Weil sie jahrelang vertröstet wurden oder der Partner fehlt, entscheiden sich laut Tandler-Schneider zunehmend auch Single-Frauen, ihren Kinderwunsch mit einer Samenspende allein zu realisieren, bevor es zu spät ist. «Früher gab es Sorgen seitens der Reproduktionsmediziner, doch diese hat man jetzt ausräumen können, da die Entwicklung der Kinder laut der bisherigen Forschung unauffällig ist und man den Patientinnen den Kinderwunsch nicht absprechen kann.»

Wenig Daten zu Social Freezing

Und dann seien da noch die Frauen um die 30, die Eizellen einfrieren lassen, um später damit schwanger zu werden. «Sie kaufen sich praktisch eine Versicherung, dass es nach 40 auch noch funktionieren wird. Doch das ist eine Pseudosicherheit», sagt der Arzt. Die Erfolge beim Social Freezing seien mit etwa 20 Prozent nicht so hoch wie mit frischen Eizellen, wo die Erfolgsquote über alle Altersgruppen bei etwa 31 Prozent liege, so Tandler-Schneider. Auch fehle es noch an Erfahrungswerten. In Deutschland seien relativ viele Eizellen eingefroren - aber nur wenige wieder eingesetzt worden.

Gelingt der späte Kinderwunsch mit Ende 30, Anfang 40 doch noch, hat das aus Sicht des Wissenschaftlers Professor Dr. Mikko Myrskylä vom Rostocker Max-Planck-Institut für demografische Forschung eine Menge Vorteile für die Kinder. «Viele Studien zeigen, dass Kinder von älteren Eltern besser in der Schule sind, höhere geistige Fähigkeiten haben und im Alter eine spätere Sterblichkeit aufweisen», sagt der Sozialstatistiker. «Je später ein Kind geboren wird, desto besser sind die sozialen Voraussetzungen für ein Kind.»

Ein weiteres Plus: Die Kinder würden meist in stabilere Familien geboren. «Ältere Eltern haben ein geringeres Risiko, sich scheiden zu lassen», so Myrskylä. Außerdem seien die Eltern auch beruflich meist etabliert. Myrskylä und Kollegen haben zudem den Glücks-Aspekt erforscht: «Wenn Menschen Kinder bekommen, sind sie einige Jahre lang glücklich, dann sinkt das Glücksgefühl wieder auf das Ausgangsniveau», so der Wissenschaftler. Bei Frauen ab 35 Jahren sei das Glücksgefühl jedoch sehr stark und halte auch langfristig an.

Klappt es mit dem Kinderwunsch nicht, sei die Enttäuschung zunächst meist sehr groß, sagt Tandler-Schneider. Langfristig ändere sich das meist: «Durch die empirische Forschung weiß man, dass auch Paare, die keine Kinder haben, sehr glücklich miteinander sind und ein zufriedenes Alter haben. Dass man nur mit Kindern glücklich ist, ist ein Märchen.»

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