Fortschritte und Fragen |
Annette Rößler |
10.04.2025 09:00 Uhr |
Menschen mit Übergewicht oder Adipositas sollen laut Leitlinie eine Behandlung erhalten, wenn sie
Keine Therapie soll in der Schwangerschaft und bei Patienten mit einer konsumierenden Erkrankung, zum Beispiel Krebs, erfolgen.
Neben einer Erhöhung der Lebensqualität hat die Behandlung das Ziel, mit einer langfristigen Gewichtsreduktion die gesundheitlichen Risiken zu senken, die mit Adipositas zusammenhängen. Dabei wirkt sich bereits eine moderate Gewichtsabnahme positiv auf kardiometabolische Risikofaktoren wie Typ-2-Diabetes, Dyslipidämie und Hypertonie aus.
Als moderat gilt eine Reduktion des Ausgangsgewichts um 5 Prozent. Menschen mit einem BMI zwischen 25 und 34,9 sollen anstreben, dies innerhalb von sechs bis zwölf Monaten zu erreichen. Bei höheren BMI-Werten soll eine 10-prozentige Gewichtsreduktion das Ziel sein. Diese Vorgaben kann die Mehrheit der Betroffenen realistischerweise auch mit konservativen Methoden erreichen. Ein realistisches und individuell angepasstes Therapieziel ist sehr wichtig, um Enttäuschungen bei den Betroffenen zu vermeiden, die meistens schon viele erfolglose Abnehmversuche hinter sich haben und entsprechend frustriert sind.
Eine Ernährungsberatung ist zentraler Therapiebestandteil bei Adipositas. / © Shutterstock/Halfpoint
Die Grundlage jeder Therapie bildet die Trias Ernährungsumstellung, Bewegungssteigerung und Verhaltensmodifikation. Mit einem Energiedefizit von 500 bis 600 kcal pro Tag ist ein Gewichtsverlust von etwa 0,5 kg pro Woche über einen Zeitraum von drei Monaten zu erwarten. Allerdings passt sich der Körper rasch an und aktiviert Energiesparmaßnahmen, sodass sich der anfängliche Gewichtsverlust mit der Zeit abschwächt. Nach drei bis sechs Monaten stellt sich in der Regel ein neues Gleichgewicht ein; dann geht es vor allem darum, das erreichte Gewicht zu halten und nicht wieder zuzunehmen.
Die Leitlinie zählt verschiedene mögliche Ernährungsstrategien auf, ohne eine davon besonders zu empfehlen: Reduktion der Fettzufuhr (»Low Fat«), Reduktion der Kohlenhydratzufuhr (»Low Carb«), Ernährung nach den zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), mediterrane Kost, vegetarische/vegane Ernährung, Mahlzeitenersatzstrategie (Formulaprodukte), intermittierendes Fasten. Die Maxime lautet: Der Patient soll sich selbst für eine Strategie entscheiden, die seinen Vorlieben und seiner Lebenssituation entspricht.
Kohlenhydrate | Protein | Fett | |
---|---|---|---|
ausgewogen | 55 bis 60 Prozent | circa 15 Prozent | 21 bis ≤30 Prozent |
Low Carb | ≤40 Prozent | circa 30 Prozent | 30 bis 55 Prozent |
Low Fat | circa 60 Prozent | circa 10 bis 15 Prozent | ≤20 Prozent |
Mit einer Low-Carb-Diät ist laut Leitlinie in den ersten sechs Monaten ein größerer Gewichtsverlust zu erwarten als mit einer fettreduzierten Diät. Dieser Unterschied habe sich jedoch in Studien innerhalb von zwölf Monaten nivelliert.
Sich mehr zu bewegen, hilft beim Abnehmen. Unter Umständen wird vermehrte körperliche Aktivität aber erst möglich, wenn die Betroffenen schon etwas Gewicht verloren haben. / © Getty Images/Antonio_Diaz
Flankierend zur Ernährungsumstellung sollen Patienten 30 bis 60 Minuten täglich körperlich aktiv sein. Durch eine Bewegungstherapie ohne Ernährungsumstellung ist laut Leitlinie weniger Gewichtsverlust als mit der Kombination beider Maßnahmen zu erwarten, nämlich nur etwa 2 bis 3 kg pro Jahr.
Die Verhaltensmodifikation als dritte Säule der Basistherapie sollte darauf abzielen, »den häufig dysfunktional eingesetzten Verstärker ›Nahrung‹ durch Alternativen zu ersetzen«, wie es in der Leitlinie heißt.