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Gehirntumore

Fast Track für Vorasidenib

Der Arzneistoff Vorasidenib hat in einer Studie bei bestimmten Gliomen positive Ergebnisse gezeigt. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat den Fast-Track-Status vergeben, was schneller zu einer Zulassung führen könnte.
Sven Siebenand
27.03.2023  11:00 Uhr

Gliome sind Tumore, die aus Glia- oder Vorläuferzellen im zentralen Nervensystem entstehen. Es gibt unterschiedliche Typen von Gliomen. Einer davon ist das diffuse Gliom vom Erwachsenen-Typ. Dieser ist der häufigste primäre bösartige Hirntumor bei Erwachsenen. Er wird nochmal unterteilt in drei Kategorien: Astrozytom, Oligodendrogliom und Glioblastom.

Pathogenese und Prognose dieser Tumoren sind eng mit dem Vorhandensein von Mutationen im Stoffwechselenzym Isocitrat-Dehydrogenase (IDH) assoziiert. Sowohl das Astrozytom als auch das Oligodendrogliom sind IDH-mutiert. Was passiert? Mutationen in den Enzymen IDH1 und IDH2 können zu einer verminderten Umwandlung von Isocitrat in α-Ketoglutarat führen. Stattdessen wird das als Onkometabolit geltende 2-Hydroxyglutarat gebildet. Hemmstoffe der mutierten Enzyme sollen dies verhindern. Der IDH-1-Hemmer Ivosidenib hat bereits eine Zulassungsempfehlung der europäischen Zulassungsbehörde EMA bei einer Leukämieform sowie beim Gallengangskarzinom erhalten.

Ganz soweit ist man bei Vorasidenib, das ebenfalls aus dem Hause Servier stammt, noch nicht. Der Arzneistoff hemmt sowohl IDH1 als auch IDH2 und weist im Vergleich zu Ivosidenib eine bessere ZNS-Gängigkeit auf. Wie das Pharmaunternehmen mitteilt, wird Vorasidenib als Medikament bei IDH-mutierten Gliomen in der Entwicklung vorangetrieben und hat nun von der US-Zulassungsbehörde den Fast-Track-Status erhalten. Das könnte schneller zu einer Zulassung bei Gehirntumoren führen.

Wichtige Basis für die Schnellspur in den USA dürften Ergebnisse der Phase-III-Studie »Indigo« sein. Die Patienten in dieser Studie wiesen ein residuales oder rezidivierendes Oligodendrogliom oder Astrozytom Grad 2 mit einer IDH1- oder IDH2-Mutation auf und hatten vor Studieneinschluss als einzige Gliom-spezifische Vortherapie eine Operation erhalten. Die Zwischenanalyse, die im Design der Studie vorgegeben war, zeigte im Vergleich zu Placebo unter Vorasidenib-Monotherapie eine statistisch signifikante und klinisch bedeutsame Verbesserung sowohl des progressionsfreien Überlebens als auch der Zeit bis zur nächsten Intervention.

Klar ist: Bis zu einer möglichen Markteinführung wird auch in Europa noch Zeit vergehen. Im Januar 2023 hat die EMA Vorasidenib jedoch bereits als Arzneimittel für seltene Leiden (Orphan Designation) für die Behandlung von Gliomen ausgewiesen.

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