Essstörungen nehmen massiv zu |
Kinder und Jugendlichen hätten teils versucht, den «Kontrollverlust zu kompensieren, indem sie sich selbst kontrollieren, zum Beispiel mit Diäten und Sport». Christine Joisten, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindesalter, geht nach früheren Angaben besonders im Falle der Fettleibigkeit von einem dauerhaften Effekt aus: «Die Welt ändert sich ja nicht», sagte sie. Zwar habe die Pandemie die Rolle der digitalen Beschäftigung «hochgespült», aber schon vorher hätten sich Kinder wenig bewegt – und auch Lebensmittel mit vielen Kalorien habe es bereits gegeben.
Essstörungen sind nach Angaben der KKH nach wie vor ein vor allem weibliches Phänomen. Zwischen 2020 und 2021 sei der Anteil der jungen Frauen unter den betroffenen 12- bis 17-Jährigen von 75,7 Prozent auf 78,9 Prozent gestiegen, in den meisten anderen Altersgruppen liege der Anteil über 80 Prozent.
Meist beginne die Krankheit in der Pubertät. Mädchen kämen immer früher in diese Phase, daher komme es eher zu Essstörungen. Für Mädchen sei zudem die eigene Wirkung im Netz wichtiger als für Jungen. Dennoch sei der Anstieg bei den Essstörungen in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen unter Männern höher gewesen – 2021 registrierte die Krankenversicherung bei den Männern dieses Alters ein Plus von 18,7 Prozent, bei den Frauen waren es 12,4 Prozent.
Die KKH warnte, Bulimie und Magersucht seien schwere psychische Erkrankungen, die mit Angststörungen, Depressionen oder Sucht einhergingen. Wer daran leide, dem falle es oft schwer, sich einzugestehen, Hilfe zu brauchen, sagte Klemm. «Dies ist aber ein ganz wichtiger Schritt für die Genesung.»
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