Essen und Trinken am Lebensende |
Eine parenterale Flüssigkeitsgabe in der Sterbephase ist aus Sicht der Symptomkontrolle meist nachrangig. Es gibt wenige Symptome, die davon profitieren, zum Beispiel manche Formen des Delirs oder Übelkeit bei Darmverschluss.
Zur Kontrolle dieser Symptome reicht meist eine geringe Menge (500 ml/d). Diese kann für einige Tage in Form von NaCl 0,9 Prozent oder Glucose 5 Prozent (wenn zur Symptomkontrolle nötig und keine Ergüsse/Ödeme vorliegen) problemlos zu Hause subkutan verabreicht werden. Diese Applikationsform ermöglicht es dem Körper, die Flüssigkeit in seinem Tempo langsam zu resorbieren. Eine geringe oder fehlende Zufuhr von parenteraler Flüssigkeit ermöglicht zudem die Resorption von Ödemen und Ergüssen und damit weitere Symptomlinderung.
Größere Mengen von Flüssigkeit belasten den Organismus oft erheblich, weil die Herz- und Nierenfunktion in der Sterbephase häufig abnimmt. Dies kann zur Zunahme von Lungenödem und Ergüssen mit Verschlechterung der Atmung führen, vor allem bei rascher intravenöser Zufuhr.
Anstelle invasiver Therapiemaßnahmen liegt der Fokus in der Befähigung der Angehörigen, den Sterbenden zu begleiten. Um den Angehörigen Sicherheit zu geben, sollten Fragen ruhig und auch wiederholt gleich beantwortet werden; dies trägt zur Entlastung der Angehörigen bei. Statt belastender Flüssigkeitsgaben können Rituale, Aromatherapie, Vorlesen, Singen, Fußmassagen, Einreibungen, Shiatsu-Behandlung, Musik- und Klangtherapie Angehörige und Sterbende gleichermaßen umfangen und verbinden.
Die Apotheke kann nicht nur die Patienten, sondern auch die Angehörigen in dieser kräftezehrenden Situation unterstützen. Dazu gehört die Bestärkung, dass Essen und Trinken die Situation nicht verbessern würden. Es ist auch hilfreich, den Blick auf die Bedürfnisse der Angehörigen zu lenken, die sich oft völlig in den Hintergrund stellen. Häufig werden sie von Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden inklusive Anorexie und Gewichtsverlust geplagt und brauchen selbst Unterstützung. So gut eine Beratung auch sein mag: Manchmal ist es in dieser Phase not-wendend, innezuhalten und hinzuhören.
Foto: DAK-Gesundheit
Hilfreiche Rezepte bei Kau- und Schluckstörungen:
Verständliche (Ernährungs-)Empfehlungen bei Krebs werden häufig von Unikliniken oder Verbänden als Broschüren zum Download angeboten: www.krebsverband-bw.de/mehr-wissen-besser-leben/broschueren
Broschüren der Landespflegeausschüsse: Künstliche Ernährung und Flüssigkeitsversorgung. Leitfaden des bayerischen Landespflegeausschusses 2008
Arbeitshilfen zur ärztlichen Dokumentation bei Verordnung von Trinknahrung: bei Kassenärztlichen Vereinigungen anfragbar; werden von Firmen wie Fresenius Kabi oder Nutricia zur Verfügung gestellt
Broschüre »Zur Begleitung beim Freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken (FVET): www.dgpalliativmedizin.de/images/RZ_220713_Broschuere_FVET_online.pdf
Kirsten Dahse studierte Pharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und fertigte dort ihre Diplomarbeit und Promotion an. Sie ist Fachapothekerin für Klinische Pharmazie sowie Antibiotic-Stewardship-Expertin (Deutsche Gesellschaft für Infektiologie). Dr. Dahse arbeitete als Stationsapothekerin und leitete ab 2017 die Abteilung für klinisch-pharmazeutische Dienstleistungen der Johannes-Apotheke, Gröbenzell. Seit 2019 ist sie in der Frühlings- und der Marien-Apotheke in Dachau tätig, die sie 2022 übernommen hat.
Sr. Ulla Mariam Hoffmann OSB, MAS (Palliative Care), ist Missions-Benediktinerin von Tutzing. Sie studierte Medizin an der LMU München und wurde an der TU München promoviert. Dr. Hoffmann ist Internistin, Infektiologin und Palliativmedizinerin und war im RoMed Klinikum Rosenheim und in der Mikrobiologie/Infektiologie am Klinikum rechts der Isar der TU München tätig. Seit 1999 arbeitet sie am Benedictus Krankenhaus Tutzing und hat die Palliativeinheit zur Palliativstation weiterentwickelt, als deren Oberärztin sie tätig und weiterbildungsermächtigt ist. Sie prüft Palliativmedizin für die Bayerische Landesärztekammer.