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Palliative Care

Essen und Trinken am Lebensende

Jeder Mensch mit einer schweren chronischen Krankheit, mit begrenzter Lebenserwartung oder starker Gebrechlichkeit hat einen Anspruch auf Palliativversorgung. Einen besonderen Stellenwert nehmen Essen und Trinken ein, da diese existenziell zum Leben eines jeden Menschen gehören.
Kirsten Dahse
Ulla Mariam Hoffmann
09.04.2023  08:00 Uhr

Total-Food-Konzept

Essen und Trinken sind immer etwas zentral Existenzielles und betreffen mehr als nur die Nahrungsaufnahme. Es ist hilfreich, sich dessen bewusst zu sein. Überträgt man das Total-Pain-Konzept von Cicely Saunders auf Nahrung, kann man vier Dimensionen der Nahrung finden – sozusagen ein Total-Food-Konzept:

  • physisch (Hunger und Durst stillen, Essen als Kraft und Energie),
  • psychisch (Liebe geht durch den Magen),
  • sozial (gemeinsam essen, Feste feiern, Wohlstand) und
  • spirituell (Abendmahl, Kommunion, Fastenzeit, Pessach, Fastenbrechen im Ramadan).

Dies mag die besondere Stellung von Nahrung ebenso veranschaulichen wie das Bild einer ihr Baby stillenden Mutter. Hier steht die Nahrung nicht nur für das Bedürfnis der Ernährung, sondern auch für Leben, Zuwendung, Sicherheit, Liebe, Zukunft, Geborgenheit und vieles mehr, was nicht nur den Patienten, sondern auch seine Zugehörigen betrifft und betroffen macht.

Wenn keine adäquate kalorische Nahrungsaufnahme mehr möglich oder sinnvoll ist (weil nicht mehr vertragen/nicht gewünscht), ist zu überlegen, wie diese allumfassenden menschlichen Bedürfnisse gestillt werden können. Hier mag die Aussage »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein« (Mt 4,4) hilfreich sein. Wovon lebt der Mensch noch: von einem guten Wort, von Sonne, Nähe, Liebe, Gebet, Zuwendung, Bewegung, Beziehung, Garten, Musik, einem guten Buch, Riten, Geborgenheit … Dies mit Patienten und Angehörigen individuell zu reflektieren und herauszufinden, was in der gegebenen Situation hilfreich und nährend ist, kann große Not aller Beteiligten lindern und die verbleibende Zeit gut füllen. So kann eine Fußmassage durch die Ehepartnerin – anstelle einer schlecht vertragenen Mahlzeit – eine wahre Wohltat sein und beide beglücken.

Intensivierung der Ernährung: pro und contra

Bevor man im palliativen Kontext mit einer Intensivierung der Ernährung anfängt, sind etliche Überlegungen anzustellen:

  • Wo steht der Patient?
  • Palliativmedizin kann nicht aufholen, was vorher versäumt wurde. Daher sollte die Ernährung grundsätzlich in der onkologischen Behandlung verortet sein (wie es in der entsprechenden S3-Leitlinie auch grundgelegt ist) und frühzeitig beachtet werden, damit es nicht zu einer (ausgeprägten) Kachexie kommt.
  • Was ist Henne und was ist Ei? Wenn Kachexie ein Ausdruck des paraneoplastischen Syndroms ist, kann man diese inhaltlich nicht von der weit fortgeschrittenen Tumorerkrankung trennen.
  • Was will der Patient?
  • Welche Belastungen hätte eine Intensivierung der Ernährung zur Folge, zum Beispiel Übelkeit, Schwäche, Schlafstörung, nächtliche Miktion, Angehängt sein, und in welcher Relation stehen diese zum Gewinn der gesteigerten Kalorienzufuhr?
  • Welche Therapieziele, zum Beispiel Wachheit, Teilnahme am Leben und Selbstständigkeit der Versorgung, können realistisch für diesen Patienten erreicht werden?

Je invasiver eine Ernährungsform ist (via perkutan-endoskopischer Gastrostomie, PEG, oder parenteral über Port), umso mehr ist ihre Indikation zu prüfen. Dabei sind zwei Überlegungspaare hilfreich. Je akuter eine Erkrankung ist, desto sinnvoller kann eine invasive Ernährung sein – mit dem Ziel, eine Krise zu überbrücken. Dies sind unter anderem Krebspatienten mit gastrointestinaler Obstruktion unter Strahlentherapie oder mit Operationen von HNO- oder Ösophagus-Tumoren während einer Hochdosis-Chemotherapie. Neurologische Patienten profitieren von einer invasiven Ernährung beispielsweise akut nach einem Schlaganfall oder während einer akuten Krise wie einer Pneumonie bei fortgeschrittener neurologischer Erkrankung mit Schluckstörung.

Je weiter fortgeschritten eine onkologische oder neurologische Erkrankung ist, umso weniger profitieren Patienten häufig von diesen Maßnahmen und erleiden eher deren Komplikationen. Hier ist eine individuelle Therapieentscheidung besonders gefragt.

Eine ambulante parenterale Port-Ernährung kann für onkologische Patienten über den Onkologen oder für Palliativpatienten über das spezialisierte ambulante Palliativteam (SAPV) der Region organisiert werden. Diese arbeiten mit spezialisierten Ernährungs- und Schmerzpumpenteams zusammen, die eine parenterale Ernährung, aber auch parenterale Therapien über Port in der häuslichen Versorgung umsetzen.

Mindestens genauso wichtig wie die Entscheidung, eine Ernährungstherapie zu beginnen (auf welchem Niveau auch immer), ist die regelmäßige Überprüfung dieser Maßnahmen. Dabei geht es nicht nur um den BMI, sondern vor allem um Lebensqualität und um die Überprüfung, ob die Therapieziele der Ernährung (noch) erreicht werden oder ob die Nebenwirkungen im Vordergrund stehen (10, 11).

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