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Palliative Care

Essen und Trinken am Lebensende

Jeder Mensch mit einer schweren chronischen Krankheit, mit begrenzter Lebenserwartung oder starker Gebrechlichkeit hat einen Anspruch auf Palliativversorgung. Einen besonderen Stellenwert nehmen Essen und Trinken ein, da diese existenziell zum Leben eines jeden Menschen gehören.
Kirsten Dahse
Ulla Mariam Hoffmann
09.04.2023  08:00 Uhr

Steigerung des Appetits mit Appetitstimulanzien

Da die ernährungsphysiologisch sinnvollste Nahrung wenig hilft, wenn der Patient sie wegen Appetitlosigkeit nicht essen/trinken kann, kommt den Appetitstimulanzien eine besondere Rolle zu. Der Ansatz sämtlicher empfohlener Stimulanzien ist entsprechend der Pathogenese antiinflammatorisch (Tabelle 2).

Substanzklasse, Wirkstoffe und Dosierungen Bemerkungen
Steroide:
Dexamethason 4 mg morgens
Prednisolon 20 mg morgens
Einsatz für wenige Wochen und erhebliche Nebenwirkungen (NW): Steroidmyopathie mit zusätzlicher Verstärkung der Schwäche, Immunschwäche, Insulinresistenz, gastroenterologische NW
können in den letzten Lebenswochen gegeben werden
Synergismen, zum Beispiel bei Tumornerveninfiltration, GIT-Obstruktion
Applikation möglichst früh am Morgen
NSAR:
Indometacin 100 mg/d
Ibuprofen 1200 mg/d
Celecoxib 400 mg/d
kann bei Patienten erwogen werden, die auf Schmerztherapie (v.a. bei Knochenschmerzen) angewiesen sind
NW: GI-Blutungen, Ulcera, Niereninsuffizienz, Thrombozytenaggregationshemmung, in Kombination mit Steroiden erhöhtes Risiko für Gastritis und GI-Blutungen
Applikation nach einer Mahlzeit
Gestagene:
Megestrolacetat 160 bis 800 mg/d
kann eingesetzt werden, um Körpergewicht zu steigern, kein Einfluss auf Körpermagermasse, Off-Label-Use
NW: Thrombembolien, Nebenniereninsuffizienz
einschleichend dosieren: Beginn mit 80/160 mg und Steigerung nach einer Woche
Einnahme nach dem Essen
Cannabispräparate:
Dronabinol start slow,
d.h. 1 gtt zur Nacht,
Zieldosis 3 × 3 Trpf
(= 3 × 2,4 mg)
können bei Patienten mit Tumorkachexie und Geschmacksstörungen erwogen werden
synergistische Effekte mit Schmerzmedikation
NW: psychotrope Effekte, Kognitionsstörung, Delir
synthetisches Cannabis (Dronabinol): deutlich günstiger als Extrakte
Cannabis Extrakte ob die neu auf dem Markt befindlichen Extrakte, vor allem die TCH/CBD-Kombinationstherapien, einen Vorteil bringen, zum Beispiel bei der Verträglichkeit, bleibt in Studien abzuwarten
Insulin kann vor allem bei Diabetespatienten eingesetzt und anstelle von oralen Antidiabetika erwogen werden
in Kombination mit anderen Ernährungsmaßnahmen wie enteraler/parenteraler Ernährung, ausreichende Zufuhr an Kohlenhydraten muss sichergestellt sein
Eicosapentaensäure (EPA):
1,5 bis 2,5 g pro Tag, auch als Bestandteil von Fischöl
kann zur Verbesserung systemischer Inflammationsmarker, von Nahrungsaufnahme, Körpergewicht und Lebensqualität verabreicht werden
häufig hoher Vitamin-E-Gehalt
cave Risikobewertung, zum Beispiel Prostatakrebs bei unkontrollierter Supplementierung bei Männern > 55 Jahre (13)
Fischölgeschmack für Patienten mit Anorexie oft schwierig
Kapseln häufig mit geringem EPA-Gehalt (i.d.R. 8 Kps/d zusätzlich zur übrigen Medikation, kaum zu bewältigen), alternativ hoch dosierte Kapseln ohne Vitamin E
Tabelle 2: Ausgewählte Wirkstoffe, die zur Appetitstimulation eingesetzt werden; nach DGEM 2015 (11)

Dabei gilt es besonders, den antiinflammatorischen Therapieansatz durch moderate Ausdauerbewegung (zum Beispiel Ergometer, Spazierengehen) zu fördern. Moderate Bewegung beeinflusst das Zytokinmuster ebenso positiv wie die diversen antiinflammatorischen Substanzen. Dabei hat Bewegung keine Nebenwirkungen und macht oft sogar noch Spaß.

In der Palliativmedizin kommen vor allem Steroide und Cannabinoide, selten bei Diabetespatienten auch Insulin zum Einsatz. Darüber hinaus wird die appetitsteigernde Wirkung von Antidepressiva genutzt, auch wenn diese nicht zu den Appetitstimulanzien zählen. So kann Mirtazapin zur Nacht sowohl antidepressiv als auch appetitsteigernd, aber auch koanalgetisch und schlaffördernd wirken. Solche Synergismen werden in der Palliativmedizin bevorzugt.

Da mit der aufgenommenen Essensmenge auch ein Gewöhnungseffekt einhergeht, kann die Medikation manchmal beendet werden, wenn sich ein verändertes Essverhalten etabliert hat. Sind die Substanzen wirkungslos, müssen sie unbedingt abgesetzt werden.

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