Escitalopram versus Meditation |
Carolin Lang |
01.12.2022 12:00 Uhr |
Achtsamkeitsbasierte Meditation kann möglicherweise Angststörungen reduzieren. / Foto: Adobe Stock/kite_rin
Die achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung (Mindfulness-Based Stress Reduction, MBSR) wurde in den 1970er-Jahren entwickelt und basiert auf einem systematischen und intensiven Training in achtsamer Meditation und Yoga. Es gibt Hinweise darauf, dass MBSR Angststörungen reduzieren kann. Eine Arbeitsgruppe um Erstautorin Dr. Elizabeth A. Hoge von der Abteilung für Psychiatrie am Georgetown University Medical Center, Washington, verglich nun, wie sich eine achtwöchige Therapie mit MBSR im Vergleich zu Escitalopram bei Patienten mit Angststörungen auswirkt. Escitalopram gehört in der Indikation zu den Mitteln der Wahl. Wie die Gruppe in »JAMA Psychiatry« berichtet, erwies sich MBSR dem Antidepressivum in der Studie als nicht unterlegen.
In dieser erhielten 208 Erwachsene mit Angststörungen randomisiert über acht Wochen entweder MBSR (n=102) oder 10 bis 20 mg Escitalopram (n=106). Die MBSR umfasste einen zweieinhalbstündigen Präsenzkurs pro Woche, einen eintägigen Wochenendkurs und dreiviertelstündige tägliche Übungen zu Hause. Ihnen wurde Theorie und Praxis für verschiedene Formen der Achtsamkeitsmeditation vermittelt. Die Angstsymptome der Patienten wurden zu Studienbeginn sowie acht Wochen später anhand der Clinical Global Impression of Severity Scale (CGI-S) evaluiert. Die CGI-Skala beschreibt den Schweregrad einer Erkrankung und reicht von 1 (überhaupt nicht krank) bis 7 (zu den Schwerstkranken gehörend).
Wie die Arbeitsgruppe berichtet, haben die Angstsymptome nach acht Wochen in beiden Gruppen signifikant, aber nicht signifikant unterschiedlich, abgenommen: Die mittlere CGI-Skala sank von jeweils etwa 4,5 um 1,35 unter MBSR und um 1,43 unter Escitalopram. Das entspricht einer Verringerung des Schweregrads der Angstsymptome um etwa 30 Prozent.
Bei Follow-Up-Besuchen zwölf Wochen nach dem achtwöchigen Interventionszeitraum berichteten 78 Prozent der Patientinnen und Patienten aus der Escitalopram-Gruppe, dass sie die Therapie noch immer fortsetzten, und 49 Prozent aus der MBSR-Gruppe, dass sie noch mindestens vier Mal wöchentlich meditierten. Nach 24 Wochen waren es 52 Prozent beziehungsweise 28 Prozent. »Es ist wichtig zu wissen, dass Achtsamkeitsmeditation zwar funktioniert, aber nicht jeder bereit ist, die Zeit und Mühe zu investieren, um alle erforderlichen Sitzungen erfolgreich zu absolvieren und regelmäßig zu Hause zu üben, was die Wirkung verstärkt«, kommentiert Erstautorin Hoge in einer Pressemitteilung.
»In der Studie erwies sich MBSR als eine gut verträgliche Behandlungsoption mit vergleichbarer Wirksamkeit wie eine Erstlinienmedikation für Patienten mit Angststörungen«, resümiert die Arbeitsgruppe. Die Ergebnisse unterstützten achtsamkeitsbasierte Meditation als evidenzbasierte Behandlungsoption, doch seien weitere Studien dazu angezeigt, heißt es abschließend.