Erster Chikungunya-Impfstoff verfügbar |
| Christina Hohmann-Jeddi |
| 01.04.2025 14:00 Uhr |
Das Unternehmen Valneva hat einen Lebendimpfstoff gegen das Chikungunya-Virus auf den Markt gebracht. / © Adobe Stock/Bihlmayerfotografie
Die Zulassung hatte der attenuierte Lebendimpfstoff Ixchiq® von dem französisch-österreichischen Unternehmen Valneva bereits im Juni 2024 erhalten. Er war damit der erste zugelassene Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus (CHIKV) in der Europäischen Union. Anfang März kam Ixchiq nun in Deutschland in den Handel. Die Impfung ist für Erwachsene ab 18 Jahren zugelassen.
Das Chikungunya-Virus, ein behülltes RNA-Virus aus der Gattung Alphavirus, löst hohes Fieber, Hautausschläge sowie Muskel- und starke Gelenkschmerzen aus, die Monate anhalten können. Stark verbreitet ist der Erreger in tropischen Gebieten, vor allem Südamerika, Afrika und Südostasien. In Europa ist die Erkrankung bislang nicht heimisch, das Risiko einer Ausbreitung steigt aber. Grund dafür ist die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die als ein Überträger gilt und sich durch den Klimawandel inzwischen in mehreren europäischen Ländern – darunter Deutschland – etabliert hat.
Der Impfstoff Ixchiq kommt als Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung in den Markt. Er enthält Chikungunya-Viren (CHIKV), die in Vero-Zellen, einer aus der Grünen Meerkatze stammenden Zelllinie, produziert wurden und schlecht vermehrungsfähig sind. Den Impfviren (Δ5nsP3-Stamm) wurde gentechnisch eine 183-Nukleotid-Deletion im nsP3-Gen eingeführt, das für das nicht-strukturelle Replikase-Komplexprotein nsP3 codiert. Dadurch wird die Replikation des Virus in vivo abgeschwächt.
Für die Immunisierung wird eine Einzeldosis von 0,5 ml intramuskulär verabreicht. Ob eine Auffrischungsimpfung nötig wird, ist noch unklar. Der Impfstoff sollte bei 2 bis 8 °C gelagert werden, ist kühlkettenpflichtig und darf nicht eingefroren werden. Er ist ungeöffnet zwei Jahre haltbar; nach der Rekonstitution sollte er innerhalb von zwei Stunden verwendet werden.
Zur Wirksamkeit von Ixchiq liegen keine Daten vor, heißt es in den Fachinformationen zum Präparat von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Die klinische Wirksamkeit des Impfstoffs wurde aus einem Surrogatparameter, dem CHIKV-spezifischen neutralisierenden Antikörpertiter nach der Impfung, abgeleitet. In der Zulassungsstudie VLA1553-301 mit 4115 Probanden wiesen 98,9 Prozent der Geimpften 28 Tage nach der Impfung Antikörpertiter auf, die als protektiv gelten. Da noch keine Daten zur Immunogenität und Sicherheit für Kinder und Jugendliche vorliegen, ist der Impfstoff ab 18 Jahren einzusetzen. Als Lebendimpfstoff ist er bei immunsupprimierten oder -defizienten Personen kontraindiziert.
Die Impfviren können ins Blut, in den Urin und eventuell andere Körperflüssigkeiten gelangen. Bei 90 Prozent der geimpften Personen wurde drei Tage nach der Impfung eine Impfvirämie festgestellt. Der Anteil der Geimpften mit nachweisbarem Virus im Blut ging rasch zurück und 15 Tage nach der Impfung wurde keine Impfvirämie mehr festgestellt. Zur Sicherheit sollten Personen, denen Ixchiq verabreicht wurde, für mindestens vier Wochen nach der Impfung kein Blut spenden, heißt es in der Fachinformation.
Die Sicherheit von Ixchiq wurde anhand von Daten aus drei klinischen Studien geprüft, in denen 3610 Erwachsene in den USA eine Dosis des Impfstoffs erhielten und für sechs Monate nachbeobachtet wurden. Es traten einige klassische Impfreaktionen auf: Die häufigsten Reaktionen an der Injektionsstelle waren Druckempfindlichkeit (10,8 Prozent) und Schmerzen (6,1 Prozent). Die häufigsten systemischen Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen (32 Prozent), Müdigkeit (29,4 Prozent), Myalgie (23,7 Prozent), Arthralgie (16,6 Prozent), Fieber (13,8 Prozent) und Übelkeit (11,4 Prozent).
Der Impfstoff kann auch schwere oder langanhaltende Chikungunya-ähnliche Nebenwirkungen verursachen: Nebenwirkungskombinationen, die als Chikungunya-ähnliche Nebenwirkungen gelten, wurden bei 12,1 Prozent der Teilnehmer berichtet. Die häufigsten Kombinationen waren Fieber mit Kopfschmerzen, Erschöpfung, Myalgie oder Arthralgie, alle anderen Symptome wurden in weniger als 10 Prozent der Chikungunya-ähnlichen Nebenwirkungen berichtet. 1,8 Prozent der Teilnehmer berichteten über mindestens ein schweres Symptom, am häufigsten Fieber oder Arthralgie. Die Beschwerden klangen meist innerhalb von vier Tagen ab. Vier von 1000 Teilnehmern entwickelten länger anhaltende Symptome (≥30 Tage).
Häufig wurden in den Studien auch Lymphadenopathien (Lymphknotenschwellungen) nach Impfung registriert. Zum Teil zeigten sich auch Änderungen im Blutbild und bei den Leberwerten: Am häufigsten wurden Neutropenie, Leukopenie und Lymphopenie sowie erhöhte Alanin-Aminotransferase- und erhöhte Aspartat-Aminotransferase-Werte gemeldet.
Die gleichzeitige Verabreichung von Ixchiq mit anderen Impfstoffen wird nicht empfohlen, da bislang keine Daten über die Sicherheit und Immunogenität hierzu vorliegen.
Auch zur Anwendung in der Schwangerschaft liegen bisher nur begrenzt Daten vor. Es sei unklar, ob das Impfvirus im Mutterleib auf das Ungeborene übergehen und fetale oder neonatale Nebenwirkungen verursachen kann, heißt es in der Fachinformation. In der Schwangerschaft sollte daher das Risiko einer vertikalen Übertragung des Wildtyp-Virus gegen die eventuellen Impfreaktionen abgewogen werden. Infizierte Schwangere können das Wildtyp-CHIKV bei der Geburt auf das Kind übertragen, was bei Neugeborenen zu einer potenziell tödlichen Erkrankung führen kann.
Im März wurde ein zweiter Impfstoff gegen CHIKV zugelassen: Der Totimpfstoff Vimkunya® von Bavarian Nordic kann bei Kindern ab zwölf Jahren eingesetzt werden. Er ist noch nicht verfügbar.