Erste Studie zu Peptid-Impfstoff gegen Covid-19 genehmigt |
Theo Dingermann |
02.12.2020 13:00 Uhr |
Ein weiterer impfstofftyp kann nun in Deutschland untersucht werden: Zu einer Peptid-Vakzine der Universität Tübingen startet eine Phase-I-Studie. / Foto: Shutterstock/Numstocker
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) erteilte am 25. November die Genehmigung zur klinischen Prüfung eines Peptidimpfstoffs gegen Covid-19. Diese Genehmigung ist das Ergebnis einer sorgfältigen Bewertung des potenziellen Nutzen-Risiko-Profils des präventiven Impfstoffkandidaten, heißt es in einer Mitteilung des Instituts.
Der Impfstoff, der an der Universität Tübingen entwickelt und hergestellt wird, stimuliert hochspezifisch die T-zelluläre Immunantwort. Diese Zellen des Immunsystems erkennen und zerstören SARS-CoV-2-infizierte Zellen. Damit komplementieren sie hoch relevant die humorale Immunantwort durch neutralisierende Antikörper. Dazu äußerte sich der Präsident des PEI, Professor Dr. Klaus Cichutek: »Der Peptid-Impfstoff ergänzt das Portfolio der Covid-19-Impfstoffplattformen um einen weiteren vielversprechenden Ansatz. Diese Vielfalt ist wichtig, denn wir werden unterschiedliche Impfstoffprodukte benötigen, um den weltweit hohen Bedarf decken zu können.«
Bei dem Impfstoffkandidaten der Universität Tübingen handelt es sich um einen Impfstofftyp, der bisher im Zusammenhang mit Covid-19-Impfstoffen noch nicht so sehr in Erscheinung getreten ist. Statt ganzer Proteine, wie beispielsweise dem Spike-Protein von SARS-CoV-2, werden hier kleinere Proteinfragmente, sogenannte Peptide, als Antigene eingesetzt. Es handelt sich dabei um Peptide aus unterschiedlichen viralen Proteinen, zum Beispiel dem Spike-oder dem Nukleokapsid-Protein. Im Fall einer Infektion werden derartige Strukturen von einem trainierten Immunsystem sofort erkannt und eine effiziente Immunantwort kann sehr schnell induziert werden.
In der Pressemitteilung informiert das PEI, dass das Prinzip der Peptid-Immunisierung bereits in der Onkologie angewendet wird, dort allerdings nicht zur Prävention, sondern zur Krebsimmuntherapie. Die Immunreaktion auf die Peptide im Impfstoff wird durch ein eigens an der Universität Tübingen entwickeltes Adjuvans verstärkt. Auch die Produktion der Peptide findet in Tübingen statt.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.