Erste Plasmaspenden für Covid-19-Patienten werden getestet |
Blutplasma ist der zellfreie Anteil des Bluts, also ohne Erythrozyten, die dem Blut die rote Farbe geben. Plasma enthält jedoch Antikörper (Symbolbild). / Foto: Getty Images/antoniotruzzi
Am Wochenende hat die Uniklinik Erlangen die behördliche Zulassung für die Herstellung von therapeutischem Plasma erhalten, mit dem schwerkranke Covid-19-Patienten behandelt werden können sollen, teilte Professor Dr. Holger Hackstein, Leiter der Abteilung für Transfusionsmedizin, mit.
In den vergangenen Tagen hatte die Uniklinik bereits ehemalige Covid-19-Patienten zu Blutplasmaspenden aufgerufen. Daraus soll der Wirkstoff gewonnen werden. Wer eine Covid-19-Erkrankung hinter sich hat, habe Antikörper entwickelt, erklärte Hackstein. Damit könne anderen Patienten geholfen werden. Die Resonanz auf den Spendenaufruf sei enorm gewesen. Innerhalb von 24 Stunden hätten sich 200 Menschen gemeldet. Nun werde geprüft, ob sie für Blutspenden geeignet sind. Dabei folge die Uniklinik einer Empfehlung des Robert-Koch-Instituts (RKI), nach der der Spender als Beweis, dass er die Krankheit hatte, einen positiven Test auf SARS-CoV-2 sowie zwei negative Testergebnisse vorlegen müsse. «Wir lassen hier größtmögliche Sorgfalt walten.»
Aus dem Spenderblut werde eine Mischung aus Plasma und Antikörpern gewonnen und eingefroren. Nach einer weiteren Prüfung könne diese Patienten verabreicht werden. «Die Antikörper greifen das Virus an und erleichtern es dem Patienten, das Virus zu eliminieren», sagte Hackstein zur Wirkweise. Dadurch könne die Genesung beschleunigt und die Beatmung eines Patienten früher beendet werden. Es würden bei dieser Therapieform nicht die Symptome von Covid-19, sondern die Ursache, also das Virus selbst bekämpft.
Der Wirkstoff sei kein zugelassenes Arzneimittel, unterstrich Hackstein. Jedoch sei es den Behörden in Krisenzeiten möglich, vom Arzneimittelgesetz abzuweichen. Es gebe wissenschaftliche Daten, nach denen die Behandlung positive Effekte zeigt. Parallel würden kontrollierte Studien weitergeführt.
Das Uniklinikum Erlangen ist dem Fachmann zufolge eine der ersten Einrichtungen in Deutschland, die die Erlaubnis für die Herstellung von therapeutischem Plasma bekommen habe. Aus einer Blutspende würden etwa 750 Milliliter Plasma generiert. Damit könnten bis zu drei Covid-19-Patienten behandelt werden. Je mehr Kliniken mit diesem Verfahren arbeiten dürfen, desto besser sei es. Denn: «Es ist ein riesiger Bedarf da.» Seine Abteilung erhalte täglich Anfragen von Krankenhäusern, die Interesse an der Behandlung von Covid-19-Patienten haben.
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