Erste orale Behandlung für Lupus-bedingte Nierenerkrankungen |
Kerstin A. Gräfe |
05.07.2021 11:00 Uhr |
Die Diagnose systemischer Lupus erythematodes (SLE) wird anhand verschiedener Befunde gestellt. Unter anderem wird die Haut untersucht und Blut abgenommen. / Foto: Adobe stock/Вадим Пастух
Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine chronische entzündliche Autoimmunerkrankung des Bindegewebes, bei der Gelenke, Nieren, Haut, Schleimhäute und die Wände der Blutgefäße betroffen sein können. In Deutschland leben etwa 30.000 Menschen mit einem diagnostizierten SLE. Betroffen sind meist junge Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren.
Etwa ein Drittel der SLE-Patienten entwickeln im Verlauf der Erkrankung eine Lupus-Nephritis, die bei 10 bis 30 Prozent dieser Patienten trotz einer Behandlung in eine terminale Niereninsuffizienz führt. Erst kürzlich hat die Europäische Kommission die Indikation von Belimumab (Benlysta®) erweitert. Der Antikörper, der bislang als Add-on-Behandlung von SLE-Patienten ohne Lupus-Nephritis zugelassen war, darf nun auch bei Erwachsenen mit aktiver Lupus-bedingter Nierenentzündung eingesetzt werden. Belimumab wird entweder intravenös oder subkutan verabreicht. Im Fall einer Zulassung wäre Voclosporin die erste orale Therapieoption.
Voclosporin ist ein Calcineurin-Inhibitor, der immunsuppressiv wirkt, indem er das für die Vermehrung und Aktivierung von T-Zellen wichtige Enzym Calcineurin hemmt. Chemisch betrachtet ist Voclosporin ein Analogon von Ciclosporin. Voclosporin weist eine Modifikation der funktionellen Gruppe am Aminosäure-1-Rest auf. Daraus resultiert eine stärkere Hemmung von Calcineurin. Zudem werden Voclosporin und seine Metaboliten schneller eliminiert, wodurch das pharmakokinetische und pharmakodynamische Verhalten besser voraussehbar wird.
Der Zulassungsantrag basiert auf der Phase-III-Studie AURORA. Die Patienten erhielten Voclosporin oder Placebo zusätzlich zur Standardtherapie mit Mycophenolatmofetil und Steroiden. Der primäre Endpunkt – ein vollständiges renales Ansprechen in Woche 52 – wurde signifikant häufiger bei Patienten der Voclosporin-Gruppe erreicht im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Das Nebenwirkungsprofil war in beiden Gruppen vergleichbar.
Voclosporin ist in den USA seit Anfang des Jahres unter dem Handelsnamen Lupkynis™ (Aurinia Pharmaceuticals) in Kombination mit einer immunsuppressiven Standardtherapie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit aktiver Lupus-Nephritis zugelassen. Für die Europäische Union hat Otsuka Pharmaceutical die Vermarktungsrechte inne.