Erste Immuntherapie bei Gebärmutterkrebs |
Unter der Behandlung mit PD-1/PD-L1-Inhibitoren können immunvermittelte Nebenwirkungen auftreten, die schwerwiegend oder tödlich sein können. Dazu zählen unter anderem Pneumonitis, Colitis, Hepatitis, Nephritis, Arthralgie und Hautausschlag sowie immunvermittelte Endokrinopathien wie Hypothyreose, Hyperthyreose, Thyroiditis, Hypophysitis, Typ-1-Diabetes und Nebenniereninsuffizienz. Diese können so schwerwiegend sein, dass sie eine Unterbrechung oder ein Absetzen von Dostarlimab und eine Therapie mit Corticosteroiden oder einem anderen systemischen Immunsuppressivum erforderlich machen können. Des Weiteren können unter Dostarlimab schwerwiegende infusionsbedingte Reaktionen auftreten.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für vier Monate nach der letzten Dosis eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird die Behandlung nicht empfohlen. Jemperli soll während der Stillzeit nicht angewendet werden und das Stillen soll für mindestens vier Monate nach der letzten Dosis vermieden werden.
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Dostarlimab wurden in der nicht kontrollierten, offenen Phase-I/II-Studie GARNET mit mehreren Parallelkohorten untersucht. Für die Wirksamkeitspopulation wurden die Daten von 108 Patientinnen mit rezidivierendem oder fortgeschrittenem dMMR/MSI-H-Endometriumkarzinom aus der Kohorte A1 ausgewertet. Die Behandlung mit Dostarlimab führte zu einer objektiven Ansprechrate von 43,5 Prozent und einer Krankheitskontrollrate von 55,6 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, ein anhaltendes Ansprechen auf die Dostarlimab-Therapie aufrechtzuerhalten, lag nach einem Jahr noch bei mehr als 90 Prozent.
Die Sicherheit wurde bei insgesamt 515 Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren untersucht, einschließlich 129 Patientinnen mit dMMR/MSI-H-Endometriumkarzinom. Als häufigste Nebenwirkungen traten Anämie, Übelkeit, Diarrhö, Erbrechen, Arthralgie, Pruritus, Hautausschlag, Fieber und Hypothyreose auf. 3,3 Prozent der Patienten brachen die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen ab.
Der Wirkmechanismus von Dostarlimab ist nicht neu. Der Antikörper bindet wie Nivolumab, Pembrolizumab oder Cemiplimab an den Immun-Checkpoint-Rezeptor PD-1 auf aktivierten T-Zellen. Neu ist allerdings das Einsatzgebiet. Dostarlimab ist in Europa die erste Immuntherapie zur Behandlung des rezidivierenden/fortgeschrittenen dMMR/MSI-H-Endometriumkarzinoms. Damit und aufgrund der positiven Studienergebnisse ist die vorläufige Einstufung als Schrittinnovation gerechtfertigt.
Momentan gibt es für Patientinnen mit Endometriumkarzinom, das während oder nach einer platinbasierten Chemotherapie fortschreitet, nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose ist schlecht. Endometriumkarzinome haben unter allen bisher getesteten Tumoren die höchste dMMR und MSI-H-Rate. Diese Tumoren haben eine erhöhte Mutationsrate, weswegen sie für eine Therapie mit einem Checkpoint-Inhibitor geeignet sind. Man darf gespannt sein, wie es mit Dostarlimab weitergehen wird. Der Hersteller untersucht das Immuntherapeutikum auch beim Endometriumkarzinom in früheren Behandlungslinien und in Kombination mit anderen Therapeutika. Ferner wird Dostarlimab derzeit bei anderen soliden Tumoren untersucht.
Sven Siebenand, Chefredakteur