»Erfahrene PTA können Situationen gut einschätzen« |
Alexander Krauß ist studierter Politikwissenschaftler und sitzt seit 2017 im Bundestag, unter anderem im Gesundheitsausschuss. Für seinen Wahlkreis im sächsischen Erzgebirge kandidiert Krauß erneut. / Foto: Deutscher Bundestag/ Inga Haar
PZ: Herr Krauß, Sie fordern, dass pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) auch Apotheker vertreten können. Was hat Sie gerade jetzt zu dieser Forderung bewegt?
Krauß: Ich bin derzeit jeden Tag auf den Marktplätzen bei mir im Erzgebirge unterwegs und treffe dort auch jeden Tag Apotheker. Diese berichten mir davon, dass sie viele Pharmazieingenieure haben, welche in DDR-Zeiten noch ausgebildet wurden und jetzt nach und nach in den Ruhestand gehen. Da wird es umso schwerer, genug Apotheker zu haben, die eine Vertretung übernehmen. Deshalb geht es mir vor allem darum, dass man hier eine praktikable Lösung findet, wenn der Apothekeninhaber etwa zum Arzt geht und nicht im Haus ist und trotzdem stundenweise eine Vertretung haben soll. Das haben mir viele Apotheker so geschildert, was mich dazu anregte, stärker darüber nachzudenken.
PZ: Das heißt, der Wunsch der Vertretung durch PTA kam von Apothekern, die Sie getroffen haben?
Krauß: Ja richtig, gerade in den Kleinstädten. Ich weiß nicht wie es in den Großstädten ist, da kann ich mir kein Urteil erlauben. Aber gerade in den Kleinstädten, wo Apotheker zum Stadtbild dazugehören, ist das eine Frage, die viele bewegt. Im vergangenen Jahr habe ich auch viel mit PTA gesprochen und hatte den Eindruck, dass sie auch mehr Verantwortung übernehmen wollen.
PZ: Wie soll denn die Vertretung durch PTA Ihrer Ansicht nach konkret aussehen?
Krauß: Es geht mir nicht darum, dass PTA das für drei Wochen machen, sondern dass sie die Vertretung der Apotheker stundenweise übernehmen können. Gerade wenn der Apothekeninhaber beispielsweise kurz aus dem Haus ist, wäre es auch in Ordnung, wenn die PTA bei Nachfragen auch einfach anruft. Zudem sollte es sich hierbei nicht um Berufsanfänger handeln. Ich finde aber, dass PTA mit 5 Jahren Berufserfahrung genug Praxis gesammelt haben, um zu wissen, wie man mit vielen Situationen umgeht. Nach dieser Zeit können PTA die meisten Situationen sehr gut einschätzen, um eine Vertretung zu übernehmen. Apotheker könnten hier ein oder zwei PTA benennen, die die zeitweise Vertretung übernehmen sollen. Es wäre auch unproblematisch, wenn der Apotheker sagt, dass er sich von einer PTA nicht vertreten lassen will, obwohl sie die nötige Berufserfahrung hat.
Man könnte das auch mit einer Weiterbildung verknüpfen. Denn es ist ja auch so, dass es für PTA kaum Aufstiegsmöglichkeiten gibt. Aber auch ohne die Weiterbildungsmöglichkeit wäre es eine Aufstiegsstufe, die PTA haben können. Das würde den PTA-Beruf auch aufwerten und attraktiver machen.
PZ: Was wäre, wenn es aber zu einer schwierigen Situation in der Apotheke kommt, bei der eine PTA nicht weiß, wie sie damit umgehen soll und der Apothekenleiter auch nicht telefonisch erreichbar ist?
Krauß: In diesem Moment kann die PTA das Medikament nicht rausgeben oder keine Entscheidung treffen. Ich glaube aber, dass die Zahl dieser Situationen begrenzt sein wird. Wichtig ist dennoch, dass die PTA einschätzen kann, ob sie helfen kann oder nicht. Diese Entscheidung kann man nach 5 Jahren Berufserfahrung aus meiner Sicht treffen. Hier darf aber auch nicht der Eindruck entstehen, dass wir weniger Apotheker brauchen. Wir müssen auch bei den Bundesländern am Ball bleiben, dass mehr Apotheker ausgebildet werden. Die Studienplatzkapazitäten im Bereich Pharmazie müssen erhöht werden. In Sachsen wollen wir den Standort Leipzig stärken. Aber wir brauchen eben mehr Variabilität, mehr Spielraum in der Apotheke als wir bislang haben.
PZ: Wie bewerten Sie das Haftungsrisiko, wenn PTA ohne Aufsicht eines Apothekers eine Entscheidung treffen?
Krauß: Grundsätzlich ist immer der Arbeitgeber zuständig. Aber ich glaube, dass sich das Risiko hier sehr in Grenzen hält. Auch wenn jetzt PTA Fehler machen, muss die Apotheke dafür natürlich einstehen. Auch Apotheker können mal einen Fehler machen.