Pharmazeutische Zeitung online
Alexander Krauß (CDU)

»Erfahrene PTA können Situationen gut einschätzen«

Der CDU-Politiker und Bundestagsabgeordneter Alexander Krauß hat mit einem Vorschlag für Aufsehen in der Apothekerschaft gesorgt. Er fordert, dass auch PTA Apotheker in der Offizin vertreten dürfen. Warum er diese Forderung gerade jetzt bringt, wie die Vertretung konkret aussehen könnte und ob sie dem Apothekerberuf schaden könnte, erklärte der gebürtige Sachse im PZ-Interview.
Charlotte Kurz
20.08.2021  15:00 Uhr

PZ: Herr Krauß, Sie fordern, dass pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) auch Apotheker vertreten können. Was hat Sie gerade jetzt zu dieser Forderung bewegt?

Krauß: Ich bin derzeit jeden Tag auf den Marktplätzen bei mir im Erzgebirge unterwegs und treffe dort auch jeden Tag Apotheker. Diese berichten mir davon, dass sie viele Pharmazieingenieure haben, welche in DDR-Zeiten noch ausgebildet wurden und jetzt nach und nach in den Ruhestand gehen. Da wird es umso schwerer, genug Apotheker zu haben, die eine Vertretung übernehmen. Deshalb geht es mir vor allem darum, dass man hier eine praktikable Lösung findet, wenn der Apothekeninhaber etwa zum Arzt geht und nicht im Haus ist und trotzdem stundenweise eine Vertretung haben soll. Das haben mir viele Apotheker so geschildert, was mich dazu anregte, stärker darüber nachzudenken.

PZ: Das heißt, der Wunsch der Vertretung durch PTA kam von Apothekern, die Sie getroffen haben?

Krauß: Ja richtig, gerade in den Kleinstädten. Ich weiß nicht wie es in den Großstädten ist, da kann ich mir kein Urteil erlauben. Aber gerade in den Kleinstädten, wo Apotheker zum Stadtbild dazugehören, ist das eine Frage, die viele bewegt. Im vergangenen Jahr habe ich auch viel mit PTA gesprochen und hatte den Eindruck, dass sie auch mehr Verantwortung übernehmen wollen.

PZ: Wie soll denn die Vertretung durch PTA Ihrer Ansicht nach konkret aussehen?

Krauß: Es geht mir nicht darum, dass PTA das für drei Wochen machen, sondern dass sie die Vertretung der Apotheker stundenweise übernehmen können. Gerade wenn der Apothekeninhaber beispielsweise kurz aus dem Haus ist, wäre es auch in Ordnung, wenn die PTA bei Nachfragen auch einfach anruft. Zudem sollte es sich hierbei nicht um Berufsanfänger handeln. Ich finde aber, dass PTA mit 5 Jahren Berufserfahrung genug Praxis gesammelt haben, um zu wissen, wie man mit vielen Situationen umgeht. Nach dieser Zeit können PTA die meisten Situationen sehr gut einschätzen, um eine Vertretung zu übernehmen. Apotheker könnten hier ein oder zwei PTA benennen, die die zeitweise Vertretung übernehmen sollen. Es wäre auch unproblematisch, wenn der Apotheker sagt, dass er sich von einer PTA nicht vertreten lassen will, obwohl sie die nötige Berufserfahrung hat.

Man könnte das auch mit einer Weiterbildung verknüpfen. Denn es ist ja auch so, dass es für PTA kaum Aufstiegsmöglichkeiten gibt. Aber auch ohne die Weiterbildungsmöglichkeit wäre es eine Aufstiegsstufe, die PTA haben können. Das würde den PTA-Beruf auch aufwerten und attraktiver machen.

PZ: Was wäre, wenn es aber zu einer schwierigen Situation in der Apotheke kommt, bei der eine PTA nicht weiß, wie sie damit umgehen soll und der Apothekenleiter auch nicht telefonisch erreichbar ist?

Krauß: In diesem Moment kann die PTA das Medikament nicht rausgeben oder keine Entscheidung treffen. Ich glaube aber, dass die Zahl dieser Situationen begrenzt sein wird. Wichtig ist dennoch, dass die PTA einschätzen kann, ob sie helfen kann oder nicht. Diese Entscheidung kann man nach 5 Jahren Berufserfahrung aus meiner Sicht treffen. Hier darf aber auch nicht der Eindruck entstehen, dass wir weniger Apotheker brauchen. Wir müssen auch bei den Bundesländern am Ball bleiben, dass mehr Apotheker ausgebildet werden. Die Studienplatzkapazitäten im Bereich Pharmazie müssen erhöht werden. In Sachsen wollen wir den Standort Leipzig stärken. Aber wir brauchen eben mehr Variabilität, mehr Spielraum in der Apotheke als wir bislang haben.

PZ: Wie bewerten Sie das Haftungsrisiko, wenn PTA ohne Aufsicht eines Apothekers eine Entscheidung treffen?

Krauß: Grundsätzlich ist immer der Arbeitgeber zuständig. Aber ich glaube, dass sich das Risiko hier sehr in Grenzen hält. Auch wenn jetzt PTA Fehler machen, muss die Apotheke dafür natürlich einstehen. Auch Apotheker können mal einen Fehler machen.

Krauß: »Apotheker sind unverzichtbar«

PZ: Werden mit Ihrem Vorschlag junge approbierte Apotheker nicht weiter abgeschreckt, in der Apotheke vor Ort zu arbeiten, wenn sie so einfach vertreten werden können? Wertet man den Apothekerberuf damit nicht auch ab und verstärkt die Personalengpässe noch?

Krauß: Das glaube ich nicht, denn wir reden ja nur um eine stundenweise Vertretung und nicht um 14 Tage Urlaubsvertretung. Da muss man differenzieren. Hier geht es darum, dass Apotheker stundenweise auch mal fehlen können. Damit hätten wir schon mehr Spielraum. Es bleibt trotzdem dabei, dass Apotheker vollkommen unverzichtbar in der Apotheke sind. Und wir brauchen eine Perspektive gerade im Osten hinsichtlich der Pharmazieingenieure, die in den Ruhestand gehen.

PZ: Warum sollten PTA mehr leisten und weiterhin das gleiche Gehalt bekommen? Berechtigterweise können damit auch neue Honorarforderungen der PTA gestellt werden. Wer soll das bezahlen?

Krauß: Ich halte PTA derzeit nicht für überbezahlt. Es ist gut, dass es hier auch die Tarifverhandlungen in den Kammerbereichen und je nach Berufserfahrung auch ein höheres Gehalt gibt. Ich finde aber, dass PTA durch eine Möglichkeit der Vertretung auch ein paar Euro mehr verdienen können. Ich spüre auch, dass Apotheker ihrem Personal auch mehr Geld bezahlen wollen, wenn sie gute Arbeit leisten.

PZ: Wie könnte man dies rechtlich umsetzen, dafür müsste man etwa die Apothekenbetriebsordnung ändern?

Krauß: Genau, dafür müsste die Apothekenbetriebsordnung geändert werden. Ich würde vorschlagen, dass die Vertretung auf bis zu zwei Stunden an Gesamtdauer befristet werden könnte, eventuell auch befristet pro Tag. Die Regelsituation ist aber, dass Apotheker immer da sind. Ich hätte jetzt auch nicht die Angst, dass Apotheker dann ständig weg wären und nur noch PTA in den Apotheken stehen.

PZ: Das PTA-Reformgesetz von 2019, verabschiedet von CDU/CSU und der SPD, sieht eine solche Vertretung aber explizit nicht vor.

Krauß: Wir haben die PTA-Reform damals sehr stark an den Wünschen der Apothekerschaft ausgerichtet. Ich glaube aber, dass es künftig innerhalb der Apothekerschaft auch bei der ABDA dazu Diskussionen geben wird. Wir werden sicherlich nicht gegen die Apothekergremien aktiv werden, aber mein Eindruck ist, dass es auch im Berufsstand eine Diskussion gibt. Die ABDA war bislang bei diesen Vorschlägen eher zurückhaltend und kritisch aber ich könnte mir vorstellen, dass die Aufgeschlossenheit hier wächst. Trotzdem würde ich jetzt nicht nochmal eine grundsätzliche PTA-Reform angehen wollen.

PZ: Gibt es denn in Ihrer Partei und in der Unionsfraktion im Bundestag für diesen Vorschlag weitere Zustimmung?

Krauß: Bislang habe ich das noch nicht abgestimmt, auch weil gerade keine Gremiensitzungen stattfinden. Wir befinden uns derzeit alle im Wahlkampf. Aber ich habe vor, diese Thematik auch in unserer Arbeitsgruppe Gesundheit in der nächsten Legislaturperiode weiter zu thematisieren. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass ich wieder in den Bundestag gewählt werde.

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