»Erfahrene PTA können Situationen gut einschätzen« |
PZ: Werden mit Ihrem Vorschlag junge approbierte Apotheker nicht weiter abgeschreckt, in der Apotheke vor Ort zu arbeiten, wenn sie so einfach vertreten werden können? Wertet man den Apothekerberuf damit nicht auch ab und verstärkt die Personalengpässe noch?
Krauß: Das glaube ich nicht, denn wir reden ja nur um eine stundenweise Vertretung und nicht um 14 Tage Urlaubsvertretung. Da muss man differenzieren. Hier geht es darum, dass Apotheker stundenweise auch mal fehlen können. Damit hätten wir schon mehr Spielraum. Es bleibt trotzdem dabei, dass Apotheker vollkommen unverzichtbar in der Apotheke sind. Und wir brauchen eine Perspektive gerade im Osten hinsichtlich der Pharmazieingenieure, die in den Ruhestand gehen.
PZ: Warum sollten PTA mehr leisten und weiterhin das gleiche Gehalt bekommen? Berechtigterweise können damit auch neue Honorarforderungen der PTA gestellt werden. Wer soll das bezahlen?
Krauß: Ich halte PTA derzeit nicht für überbezahlt. Es ist gut, dass es hier auch die Tarifverhandlungen in den Kammerbereichen und je nach Berufserfahrung auch ein höheres Gehalt gibt. Ich finde aber, dass PTA durch eine Möglichkeit der Vertretung auch ein paar Euro mehr verdienen können. Ich spüre auch, dass Apotheker ihrem Personal auch mehr Geld bezahlen wollen, wenn sie gute Arbeit leisten.
PZ: Wie könnte man dies rechtlich umsetzen, dafür müsste man etwa die Apothekenbetriebsordnung ändern?
Krauß: Genau, dafür müsste die Apothekenbetriebsordnung geändert werden. Ich würde vorschlagen, dass die Vertretung auf bis zu zwei Stunden an Gesamtdauer befristet werden könnte, eventuell auch befristet pro Tag. Die Regelsituation ist aber, dass Apotheker immer da sind. Ich hätte jetzt auch nicht die Angst, dass Apotheker dann ständig weg wären und nur noch PTA in den Apotheken stehen.
PZ: Das PTA-Reformgesetz von 2019, verabschiedet von CDU/CSU und der SPD, sieht eine solche Vertretung aber explizit nicht vor.
Krauß: Wir haben die PTA-Reform damals sehr stark an den Wünschen der Apothekerschaft ausgerichtet. Ich glaube aber, dass es künftig innerhalb der Apothekerschaft auch bei der ABDA dazu Diskussionen geben wird. Wir werden sicherlich nicht gegen die Apothekergremien aktiv werden, aber mein Eindruck ist, dass es auch im Berufsstand eine Diskussion gibt. Die ABDA war bislang bei diesen Vorschlägen eher zurückhaltend und kritisch aber ich könnte mir vorstellen, dass die Aufgeschlossenheit hier wächst. Trotzdem würde ich jetzt nicht nochmal eine grundsätzliche PTA-Reform angehen wollen.
PZ: Gibt es denn in Ihrer Partei und in der Unionsfraktion im Bundestag für diesen Vorschlag weitere Zustimmung?
Krauß: Bislang habe ich das noch nicht abgestimmt, auch weil gerade keine Gremiensitzungen stattfinden. Wir befinden uns derzeit alle im Wahlkampf. Aber ich habe vor, diese Thematik auch in unserer Arbeitsgruppe Gesundheit in der nächsten Legislaturperiode weiter zu thematisieren. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass ich wieder in den Bundestag gewählt werde.