Erektionsprobleme als Folge der Coronainfektion |
Neben diesem Mechanismus der Gefäßschädigung könnte die Virusinfektion auch über einen weiteren Mechanismus zu einer ED führen: über einen Testosteronmangel. Darauf weist eine Untersuchung von Forschenden um Andrea Salonia vom Krankenhaus IRCCS Ospedale San Raffaele in Mailand, Italien, hin, die Ende August im Journal »Andrology« erschien. Das Team hatte 121 Männer, die aufgrund von Covid-19 hospitalisiert worden waren, bis zu sieben Monate nachbeobachtet. Innerhalb der sieben Monate nach Krankenhausentlassung stiegen die Testosteronspiegel bei fast 90 Prozent der untersuchten Männer von einem niedrigen Level aus wieder an, bei 10 Prozent fielen sie aber weiter ab, berichtet das Team. Bei immerhin 55 Prozent der Probanden waren die Spiegel nach sieben Monaten noch so gering, dass man von einem Testosterondefizit (Hypogonadismus) sprechen müsse, heißt es in der Publikation. Je mehr Vorerkrankungen bei der Krankenhausaufnahme bestanden hätten, desto niedriger sei die Chance, dass die Testosteronspiegel sich wieder erholten. Ein Testosteronmangel kann zu Problemen mit der Potenz und der Libido führen.
Zusätzlich kann eine Coronainfektion auch über psychische Mechanismen die Potenz beeinträchtigen. So kann der durch die SARS-CoV-2-Infektion ausgelöste Stress, aber auch Angst oder depressive Verstimmung, das Sexualleben stören.
Insgesamt sind Erektionsstörungen aber offenbar eine recht seltene Folge der Coronainfektion. Einer Analyse von Forschenden aus Kolumbien zufolge, berichten 3 Prozent der 100 befragten Long-Covid-Patienten von entsprechenden Beschwerden (»Autoimmunity Reviews«, 2021).
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