EPA und E-Rezept sollen nächstes Jahr Pflicht werden |
dpa |
05.03.2023 17:15 Uhr |
Jeder Versicherte, der nicht ausdrücklich widerspricht, soll Ende 2024 über eine elektronische Patientenakte verfügen können. / Foto: Getty Images/DragonImages
Röntgenbilder auf CD, Arztbriefe auf Papier, Befunde per Fax - damit soll Schluss sein und alles in einer App einsehbar sein - für Patienten und Mediziner. Bislang ist das Interesse jedoch gering.
Jeder Krankenversicherte soll nach dem Willen des Bundesgesundheitsministers nächstes Jahr über eine elektronische Patientenakte verfügen können. »Ende kommenden Jahres wird die elektronische Patientenakte für alle verbindlich«, gab Lauterbach in der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.)« bekannt. »Jeder, der nicht ausdrücklich widerspricht, ist automatisch mit dabei.« Seinen Vorschlag will Lauterbach demnach am morgigen Montag dem Bundeskabinett vorstellen. Auch das elektronische Rezept will er 2024 verbindlich machen.
Die elektronische Patientenakte (EPA) soll beispielsweise Röntgenbilder auf CD, Papierakten und Faxe überflüssig machen. Sie sind dann per Handy oder Computer einsehbar. Mediziner, Physiotherapeuten, Pflegekräfte und Hebammen sollen sich mit wenigen Klicks ein Bild vom Gesundheitszustand ihrer Patienten machen oder eine Krankengeschichte lückenlos einsehen können.
Als freiwilliges Angebot für die 74 Millionen gesetzlich Versicherten gibt es die elektronische Patientenakte seit Januar 2021. Aber nur weniger als ein Prozent der Patienten nutzten sie nach Lauterbachs Angaben bislang.
Mit der elektronischen Akte werde der Patient Herr seiner Daten, warb der Minister. »Er bekommt eine geordnete Übersicht über Arztbriefe, Befunde, Medikamente.« Das helfe auch bei der Behandlung. »Sein Arzt kann schnell erkennen, welches Medikament er zusätzlich verordnen kann, ob es Wechselwirkungen gibt. Außerdem sieht er, ob ein Kollege schon vorher dasselbe untersucht hat.«
Technisch will Lauterbach pragmatisch vorgehen. »Wir warten nicht, bis es für alle Befunde eine standardisierte Datenstruktur gibt.« Für den Anfang werde es möglich sein, PDF- oder Word-Dateien einzuspeisen.
Erklärtes Ziel der EPA ist, die Versorgung effektiver und besser zu machen - etwa, indem Mehrfachuntersuchungen unnötig werden. Bei der Vernetzung der Praxen gibt es jedoch Verzögerungen. Bei mehreren Fragen schwelt ein Streit über den Datenschutz. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber hat sich etwa kritisch zu dem angestrebten Verfahren geäußert, auf die Akte nur zu verzichten, wenn Patientinnen oder Patienten dieser aktiv widersprechen.
Wie die PZ bereits mehrfach berichtete, hat sich die flächendeckende Einführung des E-Rezepts aufgrund von datenschutzrechtlichen Bedenken ebenfalls verzögert. Ein neuer E-Rezept-Einlöseweg über die elektronische Gesundheitskarte soll nun im Sommer diesen Jahres verfügbar sein. Auch die Idee, dass die Politik für die verpflichtende Einführung des -Rezept ein festes Datum setzen muss, ist nicht neu; Gematik-Chef Markus Leyck Dieken hatte dies bereits im vergangenen November in einem PZ-Podcast mit dem Titel »Warum wird das E-Rezept von allen Seiten beschossen?« angekündigt.
»Es ist höchste Eisenbahn, dass es weiter vorangeht«, teilte der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung am gestrigen Sonntag mit. »Die elektronische Patientenakte hat das Potenzial, zum Herzstück eines modernisierten Gesundheitswesens zu werden.«
»Eine Patientenakte ist wichtig«, hieß es von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. »Doch Schweigen ist keine Zustimmung.« Notwendig sei auch eine Lösung für nicht technikaffine Patienten. »Karl Lauterbach muss nachbessern, sonst wird sein Gesetz auch vor dem Bundesverfassungsgericht scheitern.«
(Anm. d. Red.: Der Text wurde am heutigen Montag, 6. März 2023, mit den Reaktionen auf den Vorstoß aktualisiert)
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.