Einheimische Parasiten |
Weltweit sind mehr als eine Milliarde Menschen von Madenwürmern (im Deutschen synonym »Oxyuren«) befallen. Mit einer geschätzten Prävalenz von etwa 20 Prozent stellt der zu den Rundwürmern zählende Parasit Enterobius vermicularis auch hierzulande ein relevantes Problem dar (1). Der Madenwurm ist ausschließlich humanpathogen; es gibt keinen Zwischenwirt. Betroffen sind vorwiegend Kindergarten- und Grundschulkinder, nur sporadisch auch Kinder unter zwei oder über 14 Jahren sowie Erwachsene.
Als Leitsymptom der Enterobiose (ältere Termini: Enterobiasis, Oxyuriasis) gilt ein quälender nächtlicher Juckreiz im Perianalbereich – hier legt der weibliche Wurm nachts massenweise Eier ab. Schwere Erkrankungen oder Symptome verursachen Madenwürmer nicht; daher leben sie oft lange unbemerkt im Dickdarm. Zur Belastung wird die Parasitose jedoch durch die Hartnäckigkeit der Infektion. Da die Eier sehr »klebrig« sind, bleiben sie beim Kratzen gut an den Händen und unter den Fingernägeln haften, sodass sich das Kind selbst erneut infizieren oder die Eier auf Spielzeug und Türklinken abstreifen kann. Auf Gegenständen sind sie bis zu fünf Tage lang infektiös.
Laut einer Untersuchung tragen bei Kindergarten- und Grundschulkindern »enge soziale Kontakte, das In-den-Mundnehmen von Spielsachen oder Schreibutensilien sowie insbesondere das Fingernägelkauen in dieser Lebensphase wesentlich zur Exposition gegenüber Enterobius vermicularis bei« (1). Durch unkontrollierte Anus-Finger-Mund-Kontakte kommt es häufig zu Reinfektionen. Nur in Einzelfällen sind neben dem Darm auch Vagina, Harnblase, Niere, Leber oder Auge betroffen.
Bei starkem Befall sind die beweglichen madenartigen Parasiten im Stuhl, in der Windel oder Unterwäsche, auf dem Bettlaken oder direkt am Anus sichtbar. Die mit bloßem Auge nicht erkennbaren Eier lassen sich mittels Abklatschpräparat gewinnen. Dazu wird morgens ein Tesastreifen gegen die Anal- und Perinealregion gedrückt, anschließend auf einen Glasobjektträger geklebt und ins Labor geschickt. Die Apotheke kann hierfür konfektionierte Diagnostik-Kits mit Beratung anbieten.
Wichtig ist, die Betroffenen in der Apotheke über die nötigen hygienischen Maßnahmen bei Madenwurm-Befall zu informieren (Kasten). Da die Eier bei kühlen feuchten Bedingungen bis zu drei Wochen infektiös bleiben, sollten zu Behandlungsbeginn Bettwäsche, Handtücher, Kleidung und Kuscheltiere bei 60 °C gewaschen, der Haushalt geputzt und Spielzeug mit heißem Wasser gereinigt werden. Desinfektionsmittel sind in der Regel nicht notwendig.
Für die Therapie der Enterobiose sind Mebendazol, Pyrantelembonat und Pyrviniumembonat zugelassen (Tabelle 1). Pyrvinium wirkt nur lokal im Dickdarm und ist zur Selbstmedikation erhältlich. Achtung: Pyrvinium bildet einen Farbstoff, der Mageninhalt und Stuhl hellrot einfärbt und aus Textilien nicht herausgewaschen werden kann. Das Medikament kann Magen-Darm-Beschwerden auslösen.
Da nur Mebendazol sowohl erwachsene Würmer als auch Eier abtötet, das heißt adultizid und ovizid wirkt, gilt es als Therapeutikum der ersten Wahl. Es ist bei Kindern ab zwei Jahren zugelassen. Bei einem Erstbefall nehmen die Betroffenen drei Tage lang je 100 mg mit etwas Wasser ein und wiederholen diese Einnahme nach 14 und 28 Tagen, um eine Autoinfektion durch infektiöse Eier zu vermeiden. In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Mebendazol nur nach einer strengen Nutzen-Risiko-Abwägung und unter sorgfältiger Überwachung in gleicher Dosierung verordnet werden (off Label). Laut Fachinformation (Vermox®) sollte während der Behandlung nicht gestillt werden.
Bei einem chronisch-rezidivierenden Verlauf ist die Einnahme alle 14 Tage über einen Zeitraum von 16 Wochen erforderlich (1). Zusätzlich sollten in diesem Fall auch sämtliche (asymptomatischen) Mitglieder des Haushalts und deren Sexualpartner behandelt werden. Nur bei besonders schweren Fällen (anhaltender Befall des Urogenitalsystems) ist in spezialisierten Zentren eine Behandlung mit Albendazol (in Deutschland nicht für Enterobiasis zugelassen) oder Ivermectin möglich (1).
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.