Einheimische Parasiten |
Der natürliche Endwirt des Rinderbandwurms (Taenia saginata) ist der Mensch, das namensgebende Rind dient als Zwischenwirt. Damit der Entwicklungszyklus des Rinderbandwurms funktioniert, muss das Rind die vom Menschen ausgeschiedenen Eier aufnehmen. »Da menschliche Fäkalien hierzulande nicht mehr auf Felder und Wiesen ausgebracht werden, ist der Zyklus hier bereits unterbrochen«, erläutert Brehm. Die regelmäßige Kontrolle des Fleisches durch Veterinäre verhindert darüber hinaus, dass Finnen-haltiges Fleisch in den Handel gelangt. Finnen sind die eingekapselten Wurmvorstufen.
In Ländern, in denen unter niedrigsten Hygienestandards Tiere gehalten und Fleisch verarbeitet wird, ist es hingegen weiterhin möglich, sich durch den Verzehr von rohem oder halbgarem Rindfleisch zu infizieren.
Seit 1937 ist die Trichinen-Untersuchung von Haus- und Wildschweinen (und Pferdefleisch) in Deutschland obligatorisch. Dadurch ist die von Fadenwürmern der Gattung Trichinella (wichtigster Vertreter: Trichinella spiralis) verursachte Trichinellose selten geworden. Dem Robert-Koch-Institut liegen aus den Jahren 2001 bis 2011 lediglich 63 gemeldete Fälle vor (10). Die Infektionen gehen häufig auf den Verzehr von nicht veterinärmedizinisch begutachtetem, rohem oder ungenügend erhitztem Haus- oder Wildschweinefleisch zurück, das teilweise privat im Ausland erworben wurde.
Der im menschlichen Dünndarm lebende Rinderbandwurm kann bis zu einer Länge von 10 m heranwachsen und stößt monatlich etwa 400 reife Bandwurmglieder (Proglottiden) ab, in denen sich jeweils rund 100.000 Eier befinden (4). Im menschlichen Stuhl sind die etwa 2 cm langen, weißlichen, beweglichen Proglottiden gut erkennbar, die Eier lassen sich mikroskopisch nachweisen.
Dank regelmäßiger Kontrolle des Fleisches durch Veterinäre kommt Finnen- oder Trichinen-haltiges Fleisch in Deutschland nicht mehr in den Handel. / Foto: Adobe Stock/Budimir Jevtic
Meistens verläuft die Infektion symptomlos. Manchmal treten unspezifische Krankheitsanzeichen auf, die Magen-Darm- oder Gallenwegserkrankungen gleichen. Dazu gehören beispielsweise Übelkeit, Erbrechen, alternierend auftretende Obstipation und Diarrhö, spastische Leibschmerzen sowie deutlicher Gewichtsverlust, insbesondere bei Kindern. Aufmerksam sollte das Apothekenpersonal werden, wenn die Kunden über ein »Wühlen im Leib« berichten, das sich vor allem in der Nabelgegend bemerkbar macht.
Die Therapie ist laut Brehm einfach, da sich im Darm kurzzeitig eine hohe Wirkstoffkonzentration aufbauen lässt, die den Wurm abtötet. Eine Einzeldosis Praziquantel (5 oder 10 mg/kg Körpergewicht) reiche daher aus, um den Wurmbefall zu beseitigen. Als Alternative gilt Niclosamid (Einzeldosis 2 g) (Tabelle 1).
Wirkstoff (Präparatebeispiel) | gegen folgende Parasiten | Zulassung für Kinder | (sehr) häufige Nebenwirkungen |
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Albendazol (Eskazole®) | Hundebandwurm, Fuchsbandwurm, Trichinen, Zwergfadenwurm | ab 6 Jahren, bei jüngeren Kindern nicht empfohlen | Kopfschmerzen, gering bis mäßig erhöhte Leberenzymwerte, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Fieber, reversibler Haarausfall |
Mebendazol (Vermox®) | Madenwurm, Spulwurm, Peitschenwurm, Hakenwurm, Zwergfadenwurm, Bandwurm | ab 2 Jahren, bei jüngeren Kindern nicht empfohlen | Bauchschmerzen |
Niclosamid (Yomesan®) | Rinder-, Schweine-, Fisch- und Zwergbandwurm | keine Altersbegrenzung | Häufigkeit nicht bekannt: allergische Reaktionen, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Ausschlag, Unwohlsein |
Praziquantel (Biltricide®)) | Schistosomen, Leberegel, Lungenegel, | ab 1 Jahr | Kopfschmerzen, Benommenheit, Magen-Darm-Beschwerden, Urtikaria, Hautausschlag, Müdigkeit |
Praziquantel (Cysticide®) | Schweinebandwurm | ab 2 Jahren | Kopfschmerzen, Benommenheit, Magen-Darm-Beschwerden, Urtikaria, Hautausschlag, Müdigkeit |
Pyrantel (Helmex®) | Madenwurm, Spulwurm, Hakenwurm, Amerikanischer Hakenwurm, Fadenwurm | ab 6 Monaten | Kopfschmerzen, Lebertransaminase-Erhöhungen, Magen-Darm-Beschwerden |
Pyrvinium (Molevac®, Pyrcon®) | Madenwurm | ab 1 Jahr | Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen |
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.