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Arzneimittel und Hitze

Eine potenziell gefährliche Kombi

Hitze ist eine gesundheitliche Belastung, die insbesondere vulnerable Patientengruppen betrifft. Bei einigen Wirkstoffklassen und Darreichungsformen ist bei hohen Temperaturen außerdem ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen oder eine veränderte Freisetzung zu beachten. Projekte wie die Calor-Liste liefern praxisrelevante Hinweise.
Beate Sigrid Müller
Pascal Nohl-Deryk
20.07.2025  08:00 Uhr

Entwicklung der Calor-Liste

Trotz der bekannten Risiken verschiedener Arzneistoffe bei Hitze fehlt es an konkreten Hinweisen zum Umgang mit diesen, sowohl in der individuellen Beratung und Dispensierung als auch in der Verordnung. Das Projekt ADAPT-HEAT zielt darauf ab, solche Hinweise strukturiert wissenschaftlich zu erarbeiten.

Initiiert durch das Institut für Allgemeinmedizin der Universität zu Köln, wird das Projekt seit Januar 2024 gemeinsam mit der PMV Forschungsgruppe der Universität zu Köln und dem Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover umgesetzt. Dr. Maxie Bunz und Professor Dr. Beate Müller leiten das Projekt.

Die im Projekt entwickelte Calor-Liste (lateinisch: calor = Hitze) soll eine Übersicht über relevante Risikomedikamente geben. Sie soll das Fachpersonal in Apotheken, Krankenhäusern und Arztpraxen bei der Beratung zu Medikamenten in Hitzeperioden unterstützen, ebenso bei der Entscheidungsfindung rund um eine (vor)sommerliche Medikamentenanpassung.

Um die Calor-Liste zu erstellen, wurde zunächst eine umfassende Literaturrecherche in verschiedenen Literaturdatenbanken durchgeführt. Eine Best-Practice-Recherche – mit Fokus auf Ländern mit heißem Klima wie Australien, Italien und Spanien – ergänzte die Hinweise aus der Literatur durch Veröffentlichungen von Gesundheitsämtern, Ministerien und Fachverbänden.

Aus den Rechercheergebnissen wurden mehr als 70 Hinweise kondensiert. In einem sogenannten Delphi-Verfahren bewerteten mehr als 30 Expertinnen und Experten für Arzneimittelversorgung und/oder für die Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit deren Inhalte und Formulierungen. Dabei lag der Fokus darauf, die Relevanz und Umsetzbarkeit im Stations-, Apotheken- und Praxisalltag einzuschätzen.

Zusätzlich wurde anhand von GKV-Abrechnungsdaten und Wetterdaten der vergangenen Jahre untersucht, wie relevant der Einfluss der identifizierten Wirkstoffe auf die Gesundheit während Hitzewellen ist. Dabei wurden neben der Verordnungshäufigkeit auch gesundheitliche Auswirkungen wie Hospitalisierungen untersucht und mit Kontrollzeiträumen ohne Hitzewellen verglichen.

Ein aktueller Entwurf der Calor-Liste wird während der Sommermonate bundesweit in neun Apotheken, zwölf Arztpraxen und sechs Krankenhäusern getestet. Anschließend wird die Liste mithilfe der Rückmeldungen aus diesen Testeinrichtungen finalisiert und Fachkreisen ab dem Sommer 2026 zur Verfügung gestellt. Zudem sind Informationsmaterialien für Patienten geplant.

Auswirkungen bei Hitze Wichtige Wirkstoffgruppen und Beispiele
Dehydratation, Elektrolytstörung Diuretika, Laxanzien
Einfluss auf die zentrale Thermoregulation selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Antipsychotika, zentrale Sympathomimetika wie Methylphenidat, Opioide oral und als TTS
verminderte Körperwahrnehmung aufgrund von Sedierung Benzodiazepine, Z-Substanzen, sedierende
H1-Antagonisten, sedierende Antidepressiva
verstärkte Wirkung durch rascheres Anfluten des Wirkstoffs organische Nitrate, Testosteron, Nikotin, Opioide als TTS
vermindertes Schwitzen H1-Antagonisten, besonders der 1. Generation: Diphenhydramin, Doxylamin
zentrale a-2-Agonisten: Clonidin, Moxonidin
Antiepileptika: Topiramat, Zonisamid, Carbamazepin
Antipsychotika: Olanzapin, Quetiapin, Butyrophenone: Melperon, Pipamperon oder Haloperidol
Anticholinergika: Procyclidin
Tabelle: Arzneistoffe und Mechanismen, die bei Hitze den Patienten schaden können; TTS: transdermale therapeutische Systeme. Quelle: Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit KLUG: Hintergrundinformation Klimawandel: HITZE, Juni 2019.
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