Eine Kinderkrankheit wird erwachsen |
Kerstin A. Gräfe |
06.06.2023 07:00 Uhr |
»Einen großen therapeutischen Fortschritt haben Modulatoren des CFTR-Proteins erzielt«, berichtete Hug. In den letzten zehn Jahren seien vier Vertreter zugelassen worden, die sich in zwei Gruppen einteilen lassen. Korrektoren wie Elexacaftor, Lumacaftor und Tezacaftor fungierten »wie eine Art Seilzug« und erhöhen die Menge an CFTR-Protein in der Zellmembran. Potentiatoren wie Ivacaftor wirkten »als Schmiere« und steigern die Aktivität von membranständigem CFTR. Beide Gruppen werden in der Regel miteinander kombiniert: »Es braucht immer ein bisschen Schmiere«. Seit 2020 ist für CF-Patienten ab sechs Jahren und mindestens einer F508del-Mutation eine hoch wirksame Dreifachkombination zugelassen: Kaftrio® enthält die Korrektoren Tezacaftor und Elexacaftor und den Potentiator Ivacaftor. »Diese Therapie kommt allerdings maximal 10 Prozent der Betroffenen und nur solchen in Industrienationen zuteil«, konstatierte Hug.
Als vielversprechenden neuen Kandidaten stellte Hug eine weitere Dreierkombination vor, die sich in Phase III der klinischen Entwicklung befindet. Sie enthält die Korrektoren Vanzacaftor (VX-121) und Tezacaftor sowie den Potentiator Deutivacaftor (VX-561). Bei Letzterem handelt es sich um eine chemisch abgewandelte Form von Ivacaftor. »Die Änderung führt zu einer drastisch verlängerten Wirksamkeit«, informierte Hug.
Auch mehrere Gentherapien seien in der klinischen Prüfung. Als erfolgversprechendsten bezeichnete der Apotheker einen Ansatz des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim. Bei dem Kandidaten BI 3720931 handelt es sich um einen neuartigen, replikationsdefizienten lentiviralen Vektor in einer inhalativen Formulierung, der selektiv ein gesundes CFTR-Gen in die entsprechenden Zielzellen einbringen soll. »Ich hoffe, dass die neuen Therapien den Betroffenen zehn weitere Jahre Lebenszeit verschaffen«, so Hug abschließend.