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Neue Optionen

Ditane und Gepante gegen Migräne-Attacken

Triptane sind Mittel der ersten Wahl für Patienten, die an mittelschweren bis schweren Migräne-Attacken leiden. Bei einigen Patienten sind sie aber kontraindiziert. Für die Betroffenen sind derzeit mit den »Ditanen« und »Gepanten« zwei neue Substanzklassen in der Pipeline, informiert die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).
Kerstin A. Gräfe
14.10.2019  11:00 Uhr

Triptane sind laut der S1-Leitlinie Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräne-Attacken. Die potenten 5-HT1B/5-HT1D-Agonisten haben aber einen Nachteil: Sie sind bei bestimmten Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kontraindiziert. Dazu zählen zum Beispiel Patienten mit einem Schlaganfall oder Herzinfarkt in der Anamnese. Auch Patienten mit schwerer Hypertonie, koronarer Herzerkrankung, peripher arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) oder transitorisch ischämischer Attacke (TIA) dürfen diese Substanzklasse nicht zur Behandlung einer akuten Attacke einnehmen.

Der Grund: Triptane kontrahieren nicht ausschließlich intrakranielle Blutgefäße, sondern auch periphere. Dieser Umstand wird auch für ihre kardiovaskulären Nebenwirkungen verantwortlich gemacht – so zum Beispiel Koronarspasmen.

Für Migränepatienten mit kardiovaskulären Erkrankungen könnten sich laut DGN bald zwei neue Therapieoption auftun – die Gruppe der »Ditane« und der »Gepante«. Zur ersten Gruppe gehört Lasmiditan. Die Substanz wirkt – wie auch die Triptane – am Serotoninrezeptor, jedoch nicht an den Subtypen 5-HT1B und 5-HT1D, sondern selektiv an 5-HT1F. In zwei großen Phase-III-Studien war Lasmiditan besser wirksam in der Akuttherapie eines Migräneanfalls als Placebo.

Lasmiditan (Reyvow™) hat in den USA vergangene Woche die Zulassung erhalten. Auch für Europa ist sie beantragt. Die Substanz hat allerdings zentrale Nebenwirkungen wie Benommenheit, Schläfrigkeit und Schwindel, die den praktischen Einsatz einschränken. Der Indikationsbereich für Lasmiditan werde sich daher sehr wahrscheinlich auf Patienten beschränken, die Kontraindikation für die Einnahme von Triptanen haben, so die DGN. 

Der zweite neue Ansatz zur Therapie der Migräne-Attacke sind kleine Moleküle, die als Antagonisten am CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide)-Rezeptor wirken, die »Gepante«. In randomisierten, placebokontrollierten Studien zur Behandlung akuter Migräne-Attacken wurden Ubrogepant und Rimegepant untersucht. Beide sind wirksamer als Placebo und haben im Gegensatz zu Lasmiditan nur geringe Nebenwirkungen.

Laut DGN scheinen Lasmiditan sowie auch die CGRP-Rezeptorantagonisten weniger wirksam zu sein als Triptane. »Aber dennoch sind sie für Patienten mit schwerer Migräne, bei denen Triptane kontraindiziert sind, eine lang ersehnte und wichtige Therapieoption», erklärte Professor Dr. Hans-Christoph Diener, Pressesprecher der DGN.

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