Diese neuen Arzneistoffe könnte es geben |
Sven Siebenand |
06.01.2022 11:30 Uhr |
Etliche weitere Präparate mit neuen Wirkstoffen haben vom Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA bereits eine Zulassungsempfehlung erhalten. In der Regel folgt die Europäische Kommission dieser sogenannten »Positive Opinion« und lässt die Präparate danach zeitnah zu. In diese Kategorie fallen zum Beispiel Glucarpidase (Voraxaze®), Eptinezumab (Vyepti®) und Avacopan (Tavneos®).
Glucarpidase ist eine Carboxypeptidase, die den Wirkstoff Methotrexat (MTX) in die inaktiven Metaboliten DAMPA (2,4-Diamino-N10-methylpteroinsäure) und Glutamat spaltet. Ursprünglich wurde die Carboxypeptidase G2 in einem Pseudomonas-Bakterium entdeckt. Der rekombinant hergestellte Wirkstoff soll eine toxische MTX-Plasmakonzentration bei Erwachsenen und Kindern ab einem Alter von 28 Tagen mit verzögerter MTX-Elimination reduzieren. Das Medikament soll als Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung zur Verfügung gestellt werden.
Teil 5 des sechsteiligen Beitrags zum Ausblick auf das Jahr 2022 / Foto: Gardeners
Teil 1: Wie geht es mit dem E-Rezept weiter?
Teil 2: Was die Bundestagsfraktionen vorhaben
Teil 3: Welche Veränderungen mit dem Koalitionsvertrag kommen
Teil 4: Wie lässt sich die Pandemie beenden und was kommt danach?
Teil 5: Welche neuen Arzneistoffe könnte es geben?
Teil 6: Wie lassen sich Medikationsanalysen in der Breite umsetzen?
Mit Eptinezumab könnte es demnächst einen weiteren monoklonalen Antikörper zur Migräne-Prophylaxe geben. Wie die bereits verfügbaren Antikörper Galcanezumab und Fremanezumab bindet Eptinezumab an das Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP) und verhindert so dessen Wirkung am gleichnamigen Rezeptor. Der vierte CGRP-Antikörper, Erenumab, blockiert dagegen den CGRP-Rezeptor. Auch Eptinezumab soll bei erwachsenen Patienten mit mindestens vier Migränetagen pro Monat zugelassen werden. Während die anderen drei Präparate subkutan vom Patienten selbst gespritzt werden können, wird Eptinezumab intravenös infundiert. Die Gabe erfolgt alle drei Monate und dauert circa jeweils 30 Minuten.
Avacopan erhielt seine Zulassungsempfehlung für die Behandlung bestimmter Formen der ANCA-assoziierten Vaskulitis (ANCA: anti-neutrophile zytoplasmatische Antikörper). Dies ist eine systemische Erkrankung, bei der eine Überaktivierung des Komplementwegs Neutrophile weiter aktiviert, was zur Entzündung und Zerstörung kleiner Blutgefäße führt. Dies kann Organschäden und -versagen nach sich ziehen.
Avacopan ist oral bioverfügbar und ein selektiver Antagonist des humanen Komplement-5a (C5a)-Rezeptors. Dessen Blockade reduziert die entzündungsfördernden Wirkungen von C5a, einschließlich Neutrophilen-Aktivierung, Migration und Adhärenz an Endothel-Oberflächen von Gefäßen. Der Wirkstoff soll bei zwei Formen der ANCA-Vaskulitis Verwendung finden: bei der schweren und aktiven Granulomatose mit Polyangiitis sowie bei der schweren und aktiven mikroskopischen Polyangiitis.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.