Die Scham überwinden |
Die vier Wirkstoffe unterscheiden sich jedoch in ihrer Kinetik (siehe Tabelle). Studien, die sie direkt miteinander vergleichen, liegen nicht vor. Eine Metaanalyse kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass man bei ED-Patienten, denen es auf eine hohe Wirksamkeit ankommt, Sildenafil 50 mg bevorzugen sollte, während sich für diejenigen, für die die Verträglichkeit besonders wichtig ist, zunächst 10 mg Tadalafil empfiehlt. Bei nicht erfolgreicher Anwendung raten die Autoren zu 100 mg Udenafil, das jedoch in Deutschland nicht zugelassen ist (»European Urology« 2015, DOI: 10.1016/j.eururo.2015.03.031).
Sildenafil | Tadalafil | Vardenafil | Avanafil | |
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Dosis | 25 bis 100 mg | 5 bis 20 mg | 5 bis 20 mg | 50 bis 200 mg |
Plasmahalbwertszeit | 3 bis 5 Stunden | 17,5 Stunden | 4,4 bis 4,8 Stunden | 6 bis 17 Stunden |
Wirkdauer | circa 4 Stunden | bis zu 36 Stunden | circa 4 Stunden | 6 Stunden |
Wirkeintritt nach | 25 Minuten (12 bis 37 Minuten) | 30 Minuten | 25 bis 60 Minuten | 15 bis 30 Minuten |
Effektivität | bis 80 Prozent | bis 80 Prozent | bis 80 Prozent | bis 59 Prozent |
Nebenwirkungen | Kopfschmerz, Dyspepsie, Flush | Kopfschmerz, Dyspepsie, Flush | Kopfschmerz, Dyspepsie, Flush | Kopfschmerz, Flush |
Hinweise zur Auswahl des geeigneten Wirkstoffs geben auch die Häufigkeit der Anwendung und die Erfahrung des Patienten mit dem jeweiligen Wirkstoff. So hat neben der bedarfsweisen Anwendung die tägliche Einnahme von Tadalafil in niedriger Dosierung Eingang in die aktuellen Guidelines der European Association of Urology (EAU) gefunden. Eine klinische Studie zeigt ihre Wirksamkeit (»The Journal of Sexual Medicine« 2015, DOI: 10.1111/jsm.12818). Möglich ist die tägliche Gabe einer niedrigen Dosierung durch die vergleichsweise lange Halbwertszeit von Tadalafil. Allerdings dauert es zwei bis drei Tage, bis ein ausreichender Wirkspiegel aufgebaut ist. Darauf muss man die Patienten hinweisen.
Nicht immer findet sich im ersten Therapieversuch der für einen Patienten am besten geeignete Wirkstoff. Dessen Rückmeldungen an den Arzt spielen daher eine wichtige Rolle. Die Patienten sollten außerdem berücksichtigen, dass sie sich an die Therapie zunächst gewöhnen müssen. Geduld mit sich selbst ist hierbei gefragt.