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Dokumentation

Die Informationsbögen Blutdruck

Die Blutdruckmessung ist als schnelle und nicht invasive Messmethode seit langem ein fester Bestandteil des Dienstleistungsangebots von öffentlichen Apotheken in Deutschland. Die »Informationsbögen Blutdruck« ermöglichen ein abgestimmtes Vorgehen im Umgang mit den in der Apotheke gemessenen Werten.
Leonard Freudewald
André Said
07.06.2020  08:00 Uhr

Als praktische Hilfe zur Dokumentation und zum Umgang mit den gemessenen Werten veröffentlichte die ABDA im Jahr 2009 einen Informationsbogen für die Blutdruckmessung in der Offizin. Dieser wurde nun gemeinsam mit der AG Arterielle Hypertonie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) an die aktuellen Leitlinien angepasst. Entsprechend der Zielgruppen »Personen mit bestehendem Bluthochdruck« und »Personen ohne bekannten Bluthochdruck« werden zwei verschiedene Informationsbögen Blutdruck zur Verfügung gestellt).

Während für Personen ohne diagnostizierten Bluthochdruck die Messung vor allem darauf abzielt, ob eine entsprechende Diagnose vom Arzt abzuklären ist, soll bei Menschen mit bereits diagnostizierter Hypertonie der Erfolg der Blutdruckeinstellung kontrolliert werden. Entsprechend der verschiedenen Fragestellungen ergeben sich unterschiedliche Zielwerte und Empfehlungen. Es empfiehlt sich, den Blutdruck in einem ruhigen und räumlich abgetrennten Teil der Apotheke zu messen. Vor der Messung soll der Patient mindestens fünf Minuten sitzend ruhen (siehe SOP »Blutdruckmessung in der Apotheke«). Diese Zeit kann zur Beantwortung der Patientenfragen im oberen Teil des Bogens genutzt werden, die der Abklärung möglicher Risikofaktoren dienen. Die Patienten beantworten die Fragen selbständig oder mit Unterstützung des pharmazeutischen Personals.

Idealerweise werden Oberarm-Messgeräte mit geeigneter Manschettengröße und einem Siegel der Bluthochdruckliga genutzt. Insgesamt erfolgen drei Messdurchgänge in Abständen von einer bis zwei Minuten. Einige Messgeräte führen bereits eine vollautomatische Dreifachmessung durch. Diese soll den Einfluss von Störfaktoren, zum Beispiel Stress, Aufregung oder Schmerzen, und von natürlichen Schwankungen des Blutdrucks minimieren. Die Pausen von mindestens einer Minute zwischen den einzelnen Messgängen sind nötig, um die Blutzirkulation wieder zu normalisieren. Die Messwerte werden auf dem Informationsbogen festgehalten.

Zur Interpretation der Messwerte wird der Mittelwert der zweiten und dritten Messung berechnet und notiert. Als ideal gelten Blutdruckwerte von 120 mmHg systolisch und 80 mmHg diastolisch bei einer Herzfrequenz von 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Da manche Blutdruckmessgeräte zusätzlich Arrhythmien feststellen können, ist auch dafür eine Dokumentationsmöglichkeit vorgesehen.

Die Informationsbögen bieten drei Kategorien in Form eines Ampelschemas für die Interpretation des berechneten Mittelwerts an: rot, gelb und grün. Für die Einstufung werden sowohl der systolische als auch der diastolische Mittelwert betrachtet. Dabei wird das Alter (unter 65 Jahre/ab 65 Jahre bei Hypertonie-Patienten, unter 80 Jahre/ab 80 Jahre bei Personen ohne bekannte Hypertonie) zusätzlich berücksichtigt. Führen der systolische und der diastolische Mittelwert jeweils zu unterschiedlichen Maßnahmen, ist die höhere Risikokategorie zu beachten (Beispiel 2 im Kasten). Die empfohlene Maßnahme ist entsprechend zu kennzeichnen. Zu beachten ist, dass sich die Blutdruckwerte sowie die empfohlenen Maßnahmen auf den beiden Bögen unterscheiden.

Bei bekannter Hypertonie entspricht die grüne Kategorie einer guten Einstellung des Blutdrucks, der weiterhin regelmäßig zu kontrollieren ist. Messwerte der gelben Kategorie sollten beim nächsten Besuch dem Hausarzt vorgelegt werden, da hier der Verdacht einer zu starken Blutdrucksenkung vorliegt. Personen ohne diagnostizierten Bluthochdruck sollten die Messung mindestens alle drei Jahre (grüne Kategorie) oder jährlich (gelbe Kategorie) wiederholen. Bei Blutdruckwerten im roten Bereich sollten alle Personen innerhalb der nächsten vier Wochen ihren Hausarzt zur Abklärung aufsuchen. Blutdruckwerte höher als 180/110 mmHg stellen einen Notfall dar, der umgehend ärztlich untersucht werden soll.

Falls Hinweise auf eine Arrhythmie vorliegen und diese bisher unbekannt war, sollte dies unabhängig vom gemessenen Blutdruck zeitnah ärztlich abgeklärt werden. Gleiches gilt für einen (dauerhaft) erhöhten Ruhepuls (über 100 pro Minute).

Der gesamte Zeitaufwand für die skizzierte Blutdruckmessung beträgt gemäß den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie etwa 10 bis 15 Minuten (siehe Folgeartikel). Für Apotheken lohnt sich die Nutzung der Blutdruckbögen, da sie alle relevanten Informationen zum Patientenrisiko, zum optimalen Ablauf der Messungen und zu empfehlenden Maßnahmen verbinden. Für Patienten bieten sie eine kompakte Version für die spätere Arztkommunikation, aber auch zur eigenen Dokumentation.

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