Diabetes ist auch Hautsache |
Hautinfektionen, unter anderem mit Pilzen, kommen bei Menschen mit Diabetes häufiger vor, wenn die Stoffwechseleinstellung schlecht ist. Zum Teil schon vor der Diagnosestellung treten Candida-Infektionen gehäuft auf, vor allem im Anal- und Genitalbereich, an Hautfalten unter den Mammae und in der Leiste. Die Patienten bemerken zunächst meist einen unangenehmen Juckreiz. Die Behandlung erfolgt topisch mit Antimykotika wie Nystatin oder Clotrimazol. Langfristig hilft nur die normnahe Blutzuckereinstellung, da Hautinfektionen bei gut eingestellten Patienten nicht häufiger auftreten als bei Stoffwechselgesunden.
Auch die Fußzehennägel sind bei Menschen mit Diabetes häufiger infiziert. Der Nagelpilz zeigt sich in Verfärbungen, Verformungen und Verdickungen der Nagelplatte. Zeitgleich tritt häufig Fußpilz in den Zehenzwischenräumen auf, da es sich um dieselben Erreger (Dermatophyten, Fadenpilze) handelt. Werden Fuß- und Nagelpilz nicht konsequent behandelt, können Bakterien einwandern und das diabetische Fußsyndrom fördern.
Die Behandlung erfolgt systemisch, zum Beispiel mit Fluconazol oder Itraconazol, wobei unbedingt relevante Wechselwirkungen, zum Beispiel mit Lipidsenkern, zu berücksichtigen sind. Topisch werden bei Nagelpilz meist Terbinafin, Amorolfin oder Ciclopiroxolamin eingesetzt; das Apothekenteam sollte auf eine ausreichend lange Behandlung (bis zu sechs Monaten) hinweisen und individuell geeignete Darreichungsformen empfehlen.
Bakterielle Erreger können verschiedene Hauterkrankungen hervorrufen und treten ebenfalls häufiger auf, je schlechter der Diabetes eingestellt ist. Ein typischer Erreger ist Staphylococcus aureus, der eitrige Nagelwallinfektionen und Nagelgeschwüre (Paronchie, Panaritium am Finger) sowie Abszesse in Hautfalten, Furunkel und Karbunkel (Haarbalgentzündungen) auslöst. Die Abszesse sollten gegebenenfalls chirurgisch ausgeräumt, gereinigt und systemisch antibiotisch mit Clindamycin plus Ciprofloxacin oder Amoxicillin plus Clavulansäure behandelt werden.
Das Erysipel (Wundrose) wird durch β-hämolysierende Streptokokken in der Dermis und den dermalen Lymphgefäßen ausgelöst. Die anfänglichen Symptome sind scharf begrenzte, plaqueartige Rötungen an Unterschenkel oder Arm, seltener im Gesicht. Die Rötung breitet sich schnell aus. Der Patient leidet an weiteren Beschwerden wie brennenden Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit, Überwärmung der Haut, Lymphadenitis, Fieber und Schüttelfrost und fühlt sich sehr krank.
Die Therapie muss zügig erfolgen mit Penicillin V oder Cephalosporinen über fünf Tage, als intravenöse oder orale Gabe. Bei einer Penicillin-Allergie können die Ärzte auf Makrolide oder Clindamycin ausweichen. Der Patient muss strikte Bettruhe einhalten, um Komplikationen oder einen komplizierten Verlauf zu vermeiden.