Deutlicher Gewichtsverlust mit Semaglutid |
Daniela Hüttemann |
25.02.2021 14:00 Uhr |
In der Studie hielten die Probanden eine strenge achtwöchige Diät durch und bekamen zusätzlich zu Semaglutid (oder Placebo) alle zwei Wochen eine verhaltenstherapeutische Sitzung. / Foto: Adobe Stock/New Africa
Mit dem STEP-Studienprogramm generiert Hersteller Novo Nordisk Daten für eine Zulassungserweiterung seines Medikaments Semaglutid (Ozempic®). Es ist seit 2018 in Deutschland auf dem Markt und bislang als Zusatz zu einer Diät und körperlicher Bewegung zugelassen zur Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes.
Vergangene Woche wurden im Fachjournal »New England Journal of Medicine« die Ergebnisse der Studie STEP1 veröffentlicht: Daran nahmen 1961 Erwachsene mit Adipositas, aber ohne Diabetes teil. Sie spritzten sich 68 Wochen lang entweder einmal wöchentlich 2,4 mg Semaglutid subkutan oder Placebo zusätzlich zu Lebensstiländerungen und verhaltenstherapeutischen Schulungen alle vier Wochen (18 Sitzungen in 68 Wochen). Im Median verloren die Teilnehmer der Verumgruppe 14,9 Prozent Gewicht gegenüber einem Minus von 2,4 Prozent unter Placebo. Im Schnitt waren das 15,3 Kilogramm (2,6 Kilogramm unter Placebo).
Noch besser sind die Daten der heute im Fachjournal »JAMA« veröffentlichten STEP3 Studie: Daran nahmen 611 Personen mit Übergewicht (BMI ≥ 27 kg/m2) oder Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2), aber ohne Diabetes teil, davon 81 Prozent Frauen. 505 nahmen bis zum Studienende nach 68 Wochen teil. Alle Patienten hielten in den ersten acht Wochen eine kalorienreduzierte Diät ein und bekamen über die gesamte Studiendauer eine intensive Verhaltenstherapie mit 30 Sitzungen. Zwei Drittel der Probanden verabreichten sich (nach Auftitrierung) zusätzlich 2,4 mg Semaglutid einmal wöchentlich subkutan, während ein Drittel ein Placebo injizierte. 2,4 mg entspricht einer im Verhältnis zur Diabetes-Therapie sehr hohen Dosis (bei Diabetes liegt die empfohlene Höchstdosis bei 1 mg). Die Dosis war auf Basis vorangegangener Dosis-Findungsstudien festgelegt worden.
Im Schnitt lag bei den Probanden das Körpergewicht zu Studienbeginn bei 105,8 Kilogramm und der BMI bei 38,0. Nach 68 Wochen hatten die Teilnehmer unter Semaglutid im Schnitt 16,0 Prozent Körpergewicht verloren, was 16,8 Kilogramm entsprach. Unter Placebo betrug der Verlust des Ausgangsgewichts dagegen nur minus 5,7 Prozent (6,2 kg). Mindestens 15 Prozent Gewichtsverlust erreichten unter Semaglutid 27,0 Prozent der Probanden gegenüber 13,2 Prozent unter Placebo. 10 Prozent Gewichtsverlust, was immer noch beachtlich ist, schafften 75,3 Prozent unter Semaglutid versus 55,8 Prozent unter Placebo.
Allerdings war in der Semaglutid-Gruppe auch die Nebenwirkungsrate gastrointestinaler Symptome höher: 82,8 versus 63,2 Prozent. 3,4 Prozent der Probanden unter Verum brachen die Studie deshalb ab (keine Studienabbrecher in der Placebogruppe).
Ungeklärt ist laut Studienautoren, ob die anfängliche achtwöchige Diät, bei der Mahlzeiten ausgelassen werden, sowie die intensivierte verhaltenstherapeutische Betreuung notwendig sind, da auch ohne diese beziehungsweise in reduziertem Umfang eine vergleichbare Gewichtsreduktion in der STEP1-Studie erreicht wurde.
Eine Zulassungserweiterung für die Indikation Übergewicht hat Novo Nordisk bereits bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sowie in Großbritannien und den USA beantragt.