Der Weitblick fehlt |
Beobachtungen aus asiatischen Ländern bestätigen diese Studienergebnisse. Asiaten neigen stärker zur Kurzsichtigkeit. »Dort gibt es Rekrutenjahrgänge, bei denen 90 Prozent eine Brille für die Ferne tragen«, sagte Pfeiffer. Das habe nicht nur genetische Gründe, sondern liege vor allem daran, dass die Kinder früher eingeschult und somit früher mit Naharbeit konfrontiert werden. Die Folgen bestehen nicht nur im Tragen einer Brille oder von Kontaktlinsen. Bei einer Myopie ist vor allem das spätere Risiko für eine Netzhautablösung, eine altersabhängige Makuladegeneration und ein Glaukom deutlich erhöht.
Sich täglich zwei Stunden im Freien zu bewegen, wirke der Myopisierung entgegen. Ob dabei das Schweifen des Blickes in die Ferne, die Bewegung oder auch die Lichtexposition behilflich seien, sei noch nicht ganz klar. Tatsache ist, dass in Wohnräumen eine Lichtstärke von etwa 200 Lux herrschten, ein trüber Tag draußen bringt es auf etwa zehnmal so viele und ein Sonnentag auf etwa 20.000 bis 30.000 Lux. Bei wenig Licht wird die Pupille erweitert und die Tiefenschärfe nimmt ab, das Sehen wird anstrengender, informiert die Stiftung Augengesundheit.
Häufige Naharbeit zieht noch ein zweites Phänomen nach sich: das Sicca-Syndrom (siehe Kasten). Nur sehr selten ist hierfür eine zu geringe Tränenproduktion Ursache, eine sekretorisch-wässrige Störung mit vermindertem Tränenvolumen. Weitaus häufiger liegt trockenen Augen ein gesteigerter Verlust der Tränenflüssigkeit, eine vermehrte Verdunstung, die evaporative Form aufgrund einer Beeinträchtigung der schützenden Lipidschicht zugrunde.
Hier helfen künstliche Tränen weiter. Sie enthalten Polymere, die auf dem Auge mehr oder weniger lange haften und den wässrigen Anteil des Tränenfilms steigern. Sie verringern die Tränenfilmosmolarität und reduzieren die Scherkräfte beim Blinzeln. Das allein dämpft den mechanisch bedingten Entzündungsschub und sorgt für Entspannung. Je nach Polymerisationsgrad unterscheiden sie sich in ihrer Viskosität.
Häufige Bildschirmarbeit verschlechtert die Bedingungen für das Auge, unter denen es arbeiten muss - und zwar auf vielerlei Weise:
Niedrigviskose Tränenersatzmittel enthalten zum Beispiel synthetische Polymere wie Polyvinylpyrrolidon oder Polyvinylalkohole (wie Liquifilm®, Vidisept®, Oculotect® fluid/sine PVD®) und sind eher etwas für leichtere Beschwerden. Höher viskose Filmbildner wie das Cellulosederivat Hypromellose (wie Berberil® DryEye, Sic-Ophthal®) oder Natriumcarboxymethylcellulose (wie Optive®) sowie Polyacrylsäuren/Carbomere (wie Lac®-Ophthal® Gel) schmieren besser und sind für ausgeprägtere Beschwerden gedacht. Bestehen bereits Epithelveränderungen, sind Gele zu empfehlen, so etwa mit höher viskoser Hyaluronsäure (wie Hylo-Comod®, Biolan® Gel, Artelac® Rebalance). Auch Ophthalmika mit Dexpanthenol oder Vitamin A (wie Oculotect® Gel) tragen zur Regeneration bei. Die Hyaluronsäure kann man genauso wie Cellulosederivate in ihrer Viskosität variieren.
Anwendungsfreundlicher zeigen sich wässrige Präparate, die durch eine spezielle Galenik erst im Auge zähflüssig werden (wie Systane® Balance, -Ultra). Die Tropfen enthalten viskositätserhöhende Zusätze aus natürlichen Rohstoffen wie Polysaccharide wie das aus Guar-Gummi gewonnene Hydroxypropylguar. In Verbindung mit der Tränenflüssigkeit und dem ebenfalls enthaltenen Propylenglykol bildet es auf der Augenoberfläche ein Mucin-artiges Gel aus, und zwar ohne dass den Patienten Schlieren stören. Genau umgekehrt funktionieren Augengele mit Naturstoffen wie dem Tamarindensamen-Polysaccharid. Das viskose Gel verflüssigt sich im Auge beziehungsweise beim Lidschlag (wie Visine® müde Augen).