Den Tagen mehr Leben geben! |
Obwohl es in Deutschland (überwiegend) ein sehr gutes Netz der Palliativversorgung (PV) gibt, das es Patienten ermöglicht, trotz schwerer Erkrankung ein würdevolles Leben zu führen, wird in unserer Gesellschaft das Sterben häufig verdrängt – doch es ist ein Teil des Lebens und betrifft uns alle.
Bei guter palliativer Versorgung können viele schwerkranke Menschen zu Hause leben. / Foto: Shutterstock/Photographee.eu
Durch das Hospiz- und Palliativgesetz (HPG, 8. Dezember 2015) haben Patienten einen gesetzlichen Anspruch auf Palliativversorgung; einen Überblick gibt Tabelle 6. Dennoch bestimmt der Wohnort häufig über deren Qualität und Quantität. Denn es gibt aufgrund der unterschiedlichen strukturellen Voraussetzungen deutliche regionale Unterschiede sowohl in der Inanspruchnahme der Palliativversorgung am Lebensende als auch in den Anteilen von ambulanter und spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (AAPV und SAPV).
Charakteristika | Allgemeine Palliativversorgung (APV) | Spezialisierte Palliativversorgung (SPV) |
---|---|---|
stationär |
allgemeine Krankenhausstation, Onkologische Station, Pflegeeinrichtungen |
PalliativstationPalliativdienst im Krankenhauspalliativmedizinische Tagesklinik |
ambulant | allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) | spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)spezialisierte PalliativambulanzTageshospiz |
ambulant und stationär | stationäres HospizHospizdienste/Ehrenamt | stationäres HospizHospizdienste/Ehrenamt |
Qualifikation | Basisqualifikation:erlangt v. a. durch palliativmedizinische Inhalte in der Ausbildung und/oder durch Fort- und Weiterbildung und/oder durch mehrjährige Berufserfahrung in der Betreuung von schwerstkranken und sterbenden Patienten | Spezialisierte Qualifikation:erlangt durch eine mehrjährige Aus-, Fort- oder Weiterbildung in der SPV mit der Erlangung von theoretischem Wissen, zum Beispiel durch Aufbaukurse, und einer mindestens einjährigen praktischen Tätigkeit (Berufserfahrung) in der SPV |
Für Kinder gibt es eine eigene Palliativversorgung bei völlig anderem Erkrankungsspektrum: Kinder-Palliativteams sind meist an große pädiatrische Zentren angebunden. Die Versorgung ist im Einzelfall deutlich prekärer als bei Erwachsenen.
Basierend auf einer Auswertung der Daten von etwa 100.000 Patienten (GKV) erhält schätzungsweise ein Drittel der Patienten in Deutschland in den letzten sechs Lebensmonaten mindestens eine palliative Leistung (Ditscheid et al., 2020). Der Bedarf, insbesondere in der ambulanten Palliativversorgung, wird erheblich höher eingeschätzt. Die Apothekenteams sollten die lokalen und regionalen Palliativstrukturen kennen und mit den Beteiligten vernetzt sein, um hier eine Vermittlerrolle übernehmen zu können. Ein erster Schritt ist es, Informationen und Broschüren der Landratsämter zur Palliativversorgung sowie Flyer von Palliativ- und Hospizdiensten zu beschaffen, um sie den Patienten und ihren An- und Zugehörigen mitgeben zu können.
Foto: Adobe Stock/Photocreo Bednarek
Die Palliativversorgung ist ein umfangreiches Gebiet. Die Themen »Mundpflege« sowie »Essen und Trinken« werden in Kürze in einem gesonderten Titelbeitrag behandelt.
Kirsten Dahse studierte Pharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und fertigte dort ihre Diplomarbeit und Promotion an. Sie ist Fachapothekerin für Klinische Pharmazie sowie Antibiotic-Stewardship-Expertin (Deutsche Gesellschaft für Infektiologie). Dr. Dahse arbeitete als Stationsapothekerin und leitete ab 2017 die Abteilung für klinisch-pharmazeutische Dienstleistungen der Johannes-Apotheke, Gröbenzell. Seit 2019 ist in der Frühlings- und der Marien-Apotheke in Dachau tätig, die sie 2022 übernommen hat.
Sr. Ulla Mariam Hoffmann OSB, MAS (Palliative Care), ist Missions-Benediktinerin von Tutzing. Sie studierte Medizin an der LMU München und wurde an der TU München promoviert. Dr. Hoffmann ist Internistin, Infektiologin und Palliativmedizinerin und war im RoMed Klinikum Rosenheim und in der Mikrobiologie/Infektiologie am Klinikums rechts der Isar der TU München tätig. Seit 1999 arbeitet sie am Benedictus Krankenhaus Tutzing und hat die Palliativeinheit zur Palliativstation weiterentwickelt, als deren Oberärztin sie tätig und weiterbildungsermächtigt ist. Sie prüft Palliativmedizin für die Bayerische Landesärztekammer.