Demenzkranke öfter ohne Medikamente pflegen |
Bei psychischen Verhaltenssymptomen von Demenzkranken sollten nicht medikamentöse Verfahren als Alternative geprüft werden, empfiehlt der MDK. / Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke
Demenz ist eines der häufigsten Gesundheitsprobleme im Alter und eine der Hauptursachen für Pflegebedürftigkeit. Auch seien laut MDK immer mehr Menschen von Demenz betroffen. Hierzulande leben demnach aktuell rund 1,7 Millionen Menschen mit Demenz, bis 2050 könnten es knapp drei Millionen sein. Zwei Drittel der Betroffenen werden aktuell von Angehörigen versorgt, ein Drittel in Pflegeheimen. Der Anteil der Bewohner mit Demenz liege dort bei etwa 70 Prozent, Tendenz steigend.
»Aus Studien wissen wir, dass über die Hälfte aller Heimbewohner Psychopharmaka erhalten – oftmals ohne dass der Ursache für sogenanntes herausforderndes Verhalten nachgegangen wird. Dabei kommt es darauf an zu fragen: Wer ist der Mensch mit Demenz und was könnte ihm in der konkreten Situation helfen?«, erläutert Dr. Andrea Kimmel, Seniorberaterin Pflege beim Medizinischen Dienst des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung. Zwar sei die medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen ein wesentliches Element einer umfassenden Therapie. Dennoch gelte es, den Nutzen und die Risiken der Arzneimittel, insbesondere bei längerfristigem Einsatz, in jedem Einzelfall sorgfältig abzuwägen und gerade bei psychischen Verhaltenssymptomen nicht medikamentöse Verfahren als Alternative zu prüfen.
Mit der heute vorgestellten Neuauflage der Grundsatzstellungnahme zu Demenz leiste die MDK-Gemeinschaft einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs in der Praxis, heißt es. Der Praxisleitfaden soll Pflegekräfte und alle weiteren Akteuren im Versorgungsalltag beraten und unterstützen.