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Impfnachweise

DAV-Portal soll nächste Woche »schrittweise« hochfahren

Apotheker befürchtet Image-Schaden

Für die Apotheken und ihre Kunden bedeutete der tagelange  System-Shutdown zusätzlichen Stress. »Wir schicken unsere Kunden alle fort. Es ist eine Katastrophe«, sagte Christian Gerninghaus gegenüber der PZ. Der Apotheker fürchtet einen immensen Image-Schaden bei der Apothekerschaft. Und: »Nach dem Abschalten der Plattform gab es keinerlei Kommunikation seitens des Verbands. Erst am Donnerstagnachmittag habe ich auf Nachfrage beim Hessischen Landesapothekerverband mehr Informationen erhalten«, so der Apotheker, der im hessischen Schlitz eine Apotheke betreibt. Gerninghaus hätte sich gewünscht, dass die Impfnachweise innerhalb des sicheren Rahmens der Telematik-Infrastruktur erzeugt worden wären. Jetzt sei das Ganze eine »Lachnummer«. Seine Kunden reagieren dabei unterschiedlich, von Kopfschütteln bis hin zu Verständnis erlebe er gerade vieles. »Wir erklären jetzt allen, dass das analoge Impfbuch auch als Nachweis für eine vollständige Impfung genutzt werden kann«, so Gerninghaus.

Auch Dominik Herzog von der Herzog Apotheke im baden-württembergischen Wiesloch berichtet von ganz unterschiedlichen Kundenreaktionen. »Die meisten reagieren entspannt«. Allerdings hatten sich auch zwei Kunden bei ihm gemeldet, die bereits einen digitalen Impfnachweis bekommen haben und sich jetzt um ihre Daten sorgen. Weiter fürchtet Herzog, dass es durch den Shutdown einen Reset des Portals geben könnte und die Zähler wieder auf 0 gestellt werden. Innerhalb des DAV-Portals wird die Erstellung der Impfnachweise automatisch gezählt. Einmal monatlich können Apotheken dann eine Übersicht herunterladen, die genau anzeigt, wie viele Zertifikate erzeugt wurden. Auch Herzog wünscht sich insgesamt ein zuverlässigeres Portal und einen besseren Informationsfluss zu den Apothekern.

FDP kritisiert Gesundheitsministerium 

Die Einführung der digitalen Impfnachweise hatte zuletzt auch in der Politik immer wieder für Kritik gesorgt. Auch jetzt erklärte der FDP-Politiker Manuel Höferlin, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses Digitale Agenda gegenüber der PZ, es räche sich nun, dass die Bundesregierung die digitale Basisinfrastruktur im Gesundheitswesen viel zu lange verschlafen habe. »Selbst in der Corona-Pandemie hat sie hier nicht den Turbo eingeschaltet. Deshalb arbeiten wir jetzt leider mit Systemen, die mit heißer Nadel gestrickt wurden. Gerade deshalb macht es sich Herr Spahn zu einfach, die Schuld jetzt den Apothekern in die Schuhe zu schieben. So entzögen sich die Lösungen des DAV als eingetragener Verein der Aufsicht durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und den Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, obwohl das digitale Impfzertifikat durch Apotheken deutschlandweit angeboten würden.« Das Gesundheitsministerium hätte daher umso mehr hinschauen müssen,  betont Höferlin. Der Vertrauensverlust in die Impfzertifikate sei dramatisch. »Leider fügt sich das ins Bild, das die Bundesregierung bisher in dieser Pandemie abgibt: Chronisch spätes Handeln bei gleichzeitig sehr flacher Lernkurve.«

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