»Das Tabu bröckelt allmählich« |
Melanie Höhn |
06.10.2025 18:00 Uhr |
»Das Tabu bröckelt allmählich. Aushalten war gestern, heute gibt es Lösungen«, sagt Vodafone-Pressesprecherin Ute Brambrink, die das Thema Wechseljahre in ihrem Unternehmen seit vielen Jahren vorantreibt. Zunächst sei es wichtig, dass grundlegende Informationen vorliegen: Welche Symptome treten während der Perimenopause auf? »Die Debatte muss versachlicht werden. Reden wir darüber was ist und wie viele Jahre noch vor den Frauen liegen«, so die Expertin. Es brauche Autoritätspersonen und »Role models«, die darüber sprechen, Frauen in den Positionen, die vorangehen und sagen, was ihnen geholfen hat.
9 Millionen Frauen seien in Deutschland derzeit in den Wechseljahren, davon seien 7,3 Millionen erwerbstätig und damit auch im Arbeitskontext in den Wechseljahren. Diese würden eben nicht vor dem Firmengebäude Halt machen. Hier zu investieren, lohne sich für den Arbeitgeber, auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, des demografischen Wandels. Vodafone versuche bereits, Diversity und inklusive Unternehmenskultur zu leben – mit der Möglichkeit des flexiblen Arbeitens, der Anpassung des Alltags an die Bedürfnisse sowie Gesundheitsangeboten, betriebsärztlicher Betreuung, Kantine, Ruheraum und Fitnessstudio. Spezifische Informationen zu dem Thema gebe es als Toolkit, die für jeden zugänglich seien, dazu E-Learning-Angebote sowie interne und externe Kommunikation zum Thema Wechseljahre und Ansprechpartner:innen im Gesundheitsmanagement.
Dass das Wissen von Frauen zum Thema Wechseljahre noch sehr dürftig ist, betonte Dagmar Schorn von Gedeon Richter. »Ich bin erschrocken, wie wenig Wissen im Freundeskreis dazu vorhanden ist.« Auch Wissen aus den sozialen Medien sei teilweise falsch und einseitig. Mit ihrem Projekt »Café Regellos« will sie Frauen in ihrem Unternehmen einen Raum für Austausch und Empowerment zur Verfügung stellen. Hier würden regelmäßig Erfahrungen ausgetauscht. »Das gibt den Frauen das Gefühl: Ich bin nicht alleine damit«, sagt sie.
Ärztinnen und Ärzte würden sich teilweise wenig Zeit nehmen, ausreichend aufzuklären und das Thema Wechseljahre umfassend anzugehen. Anja Paape, COO bei der MediosApotheke in Berlin, betonte, dass vor allem Apotheken hierbei eine wichtige Rolle einnehmen können. »Wir werden stark frequentiert zu diesem Thema und haben eine Wechseljahresberaterin«, so die Apothekerin. Auch die Journalistin und Geschäftsführerin Nicole Lauscher, die mit ihrem Wechseljahres-Event durch die Apotheken tourt, merkte an: »Der Bedarf ist riesig, vor allem im ländlichen Raum. Frauen haben Tränen in den Augen, weil sie sich zum ersten Mal gesehen fühlen.«