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Rheumatoide Arthritis

Corticoide nicht als Dauertherapie

Viele Patienten mit rheumatoider Arthritis bekommen Glucocorticoide. Um das kardiovaskuläre Risiko zu minimieren, sollen diese in möglichst geringer Dosis und zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Wichtig: Absetzen nicht vergessen.
Brigitte M. Gensthaler
28.07.2022  07:00 Uhr

Zum Zeitpunkt der Diagnose einer rheumatoiden Arthritis (RA) leiden viele Betroffene bereits unter schmerzhaften Gelenkentzündungen und ihre Lebensqualität ist deutlich eingeschränkt. Zur Basistherapie der frühen RA werden meist konventionelle, synthetisch hergestellte DMARD (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs) wie Methotrexat eingesetzt. Da deren Wirkung verzögert einsetzt, soll die Krankheitsaktivität überbrückend mit Glucocorticoiden unterdrückt werden, heißt es in der Leitlinie zur Behandlung der frühen RA. Dabei soll eine Startdosis von 30 mg Prednisolon-Äquivalent nur in Ausnahmefällen überschritten werden.

»Glucocorticoide haben jedoch ein breites Spektrum an möglichen unerwünschten Wirkungen, vor allem wenn sie über längere Zeit oder in hoher Gesamtmenge eingenommen werden«, warnt Professor Dr. Andreas Krause, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, in einer Pressemeldung der DGRh. Zu den möglichen kardiovaskulären Nebenwirkungen zählen Herzinfarkt, Schlaganfall, entgleister Bluthochdruck und Thrombosen. Die Leitlinie empfiehlt daher, die Corticoiddosis innerhalb von acht Wochen in den Low-Dose-Bereich (≤ 7,5 mg/d Prednisolon) zu reduzieren und die Therapie nach drei bis sechs Monaten zu beenden.

Dies wird in den aktualisierten Therapieempfehlungen der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) bestätigt. Gemäß EULAR sollen Corticoide nicht nur möglichst schnell reduziert, sondern unbedingt abgesetzt werden. »Auch sehr geringe Dosen von weniger als 5 mg/Tag sollen nicht als Dauertherapie gegeben, sondern weiter reduziert und abgesetzt werden«, betont der Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin. Denn für das kardiovaskuläre Risiko sei nicht nur die tägliche Dosis, sondern auch die eingenommene Gesamtmenge ausschlaggebend.

Aktualisiert hat die EULAR zudem ihre Empfehlungen zu Januskinase-Inhibitoren (JAK-Hemmer). Angesichts eines eventuell erhöhten kardiovaskulären Risikos rät sie nicht generell von diesen Wirkstoffen ab, sondern mahnt zu einem bestimmungsgemäßen Einsatz. Als Zweitlinientherapie, wenn konventionelle DMARD nicht ausreichend ansprechen, könnten JAK-Hemmer weiterhin gegeben werden, so die EULAR. Bei der Abwägung gegenüber Biologika müssten kardiovaskuläre und infektiologische Risikofaktoren besonders berücksichtigt werden. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat 2022 ein Sicherheits-Review zu JAK-Hemmern gestartet.  

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