Corticoid-Sprays richtig anwenden |
Richtig sprühen: Die Spitze der Sprühvorrichtung wird in ein Nasenloch eingeführt und das andere mit einem Finger zugehalten. / Foto: Getty Images/Ridofranz
Anders als bei vielen Patienten, die noch immer Vorbehalte gegenüber Arzneimitteln mit Cortisol haben, stehen nasale Corticoide bei Fachleuten hoch im Kurs, etwa in einem Update der US-amerikanischen Leitlinie zur Behandlung der allergischen Rhinitis aus dem Jahr 2017, in dem diese als Mittel der ersten Wahl genannt werden. In Deutschland ist ein entsprechendes Vorhaben angemeldet; die Leitlinie soll im kommenden Jahr erscheinen.
Bei einer allergischen Rhinitis handelt es sich um allergische Reaktionen vom Soforttyp (Typ 1). Dabei findet bei einem Erstkontakt mit einem Allergen zunächst meist unbemerkt eine Sensibilisierung statt, bei der der Organismus Antikörper gegen das Allergen bildet, die auf Mastzellen lokalisiert sind. Beim erneuten Kontakt reagieren Antigen und Antikörper. In der Folge setzen die Mastzellen große Mengen Histamin, aber auch andere Mediatoren frei, was zu den bekannten Symptomen führt: Jucken, Niesen, vermehrte Sekretproduktion, verstärkte Durchblutung, aber auch eine verstopfte Nase.
Zur Behandlung der Beschwerden stehen in der Selbstmedikation Mastzellstabilisatoren, topische und systemische H1-Antihistiaminika sowie nasale Corticoide zur Verfügung. Damit Letztere in der Selbstmedikation angewendet werden dürfen, muss zuvor die Diagnose der allergischen Rhinitis durch einen Arzt erfolgt sein. Bestehen nur leichte Beschwerden und steht eine rasche Symptomlinderung im Vordergrund, eignen sich H1-Antihistaminika durch ihren raschen Wirkungseintritt. Sie verhindern die Bindung des freigesetzten Histamins an dessen Rezeptor.
Uns erreichte folgende Leserfrage zu diesem Artikel: Gibt es Daten darüber, dass man bei nasaler Anwendung von Corticosteroiden einen stärkeren Verlauf von Erkältungen, Grippe oder jetzt auch Covid19 hat? Die PZ hat dazu bei Professor Dr. Ludger Klimek vom Allergiezentrum Wiesbaden und Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen nachgefragt. Der Experte antwortete uns am 22. März: »Nasale Glucocorticosteroide (nGCS) werden in der Regel eingesetzt zur Behandlung einer allergischen Rhinitis oder einer chronischen Rhinitis oder Rhinosinusitis. Bei diesen persistierenden Entzündungserkrankungen vom Inflammationstyp T2 findet sich zum Teil eine eingeschränkte Immunantwort auf Atemwegsviren, die diese Patienten anfälliger für virale Infektionen macht. Eine adäquate Therapie dieser persistierenden Entzündung durch nGCS führt meist zu einer Reduktion der Anfälligkeit für virale Atemwegsinfektionen. Auch wenn bislang keine ausreichende Erfahrung mit dem SARS-CoV-2-Virus in dieser Indikation besteht, ist hierbei von ähnlichen Zusammenhängen auszugehen.« Kurz gefasst: Vermutlich macht eine unkontrollierte Entzündungsreaktion eher empfänglich für virale Infekte als die Behandlung mit Corticosteroiden. Klinische Daten zu Covid-19 fehlen jedoch noch.
Corticoide besitzen darüber hinaus eine antientzündliche Wirkung. Voraussetzung ist, dass sie während der Pollensaison konsequent angewendet werden. Sie eignen sich auch bei stärkeren Beschwerden, etwa wenn Patienten berichten, dass sie durch Antihistaminika keine ausreichende Symptomlinderung erreichen konnten. Anders als diese besitzen nasalse Corticoide zudem eine zusätzliche abschwellende Wirkung. Sie stellen damit für Patienten, die durch geschwollene Nasenschleimhäute (auch) unter einer verstopften Nase leiden, eine sinnvolle und nebenwirkungsarme Alternative zu abschwellenden Nasentropfen dar. Patienten müssen jedoch wissen, dass die volle Symptom-lindernde Wirkung nasaler Corticoide mit einer Verzögerung von – je nach Wirkstoff – meist zwei bis vier Tagen eintritt. Sind eine entzündungshemmende, abschwellende und gleichzeitig eine rasche Wirkung gewünscht, können nasale Corticoide auch mit einem lokalen H1-Antihistaminikum kombiniert werden.
Nicht zuletzt sollten Patienten mit der korrekten Anwendung nasaler Corticoide vertraut gemacht werden. So handelt es sich bei diesen stets um Suspensionen, die vor Gebrauch aufgeschüttelt werden müssen, damit sich der Wirkstoff gleichmäßig in der Lösung verteilt. Vor der ersten Anwendung muss das Spray zudem mehrmals in die Luft ausgelöst werden, bis ein Sprühnebel sichtbar wird.
Vor jeder Anwendung sollten sich die Patienten zunächst die Nase putzen und anschließend das Nasenspray gut schütteln. Nach dem Entfernen der Schutzkappe führt man die Spitze der Sprühvorrichtung in ein Nasenloch ein und hält das andere mit einem Finger zu. Dann atmet man durch das freie Nasenloch langsam ein und löst einen Sprühstoß aus. Dabei sollte dieser nicht in Richtung der Nasenscheidewand, sondern in Richtung der Nasenmuschel gerichtet werden. Anschließend atmet man durch den Mund aus.
Bei der Anwendung nasaler Corticoide kann es unter anderem zu Reizungen der Nasenschleimhäute oder Nasenbluten kommen. Diese Nebenwirkungen lassen sich durch befeuchtende Nasensalben oder -sprays lindern. Eine sinnvolle Ergänzung stellen auch Nasenspülungen dar. Sie wirken befeuchtend und spülen außerdem Pollen und andere Partikel aus der Nase.
Viele Patienten haben zudem Angst vor systemischen Cortisol-Nebenwirkungen. Diese sind nicht zu befürchten, wenn die Dosierungsempfehlungen nicht überschritten werden. Auch bei einer regelmäßigen Anwendung, die erforderlich ist, um eine ausreichende Symptomlinderung und eine Entzündungshemmung zu erreichen, besteht diese Gefahr nicht.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.