Cenobamat durchbricht Therapieresistenz |
Cenobamat kann die Blutspiegel von Arzneistoffen verringern, die hauptsächlich von den Cytochrom-P450-Isoenzymen CYP3A4 (zum Beispiel Midazolam) und 2B6 (zum Beispiel Bupropion) metabolisiert werden. Zudem kann es die Exposition von Arzneistoffen erhöhen, die hauptsächlich von CYP2C19 (zum Beispiel Omeprazol) verstoffwechselt werden. Wird die Behandlung mit Cenobamat begonnen oder abgebrochen oder die Dosis geändert, kann es zwei Wochen dauern, bis das neue Niveau der Enzymaktivität erreicht ist.
Da auch hormonelle Kontrazeptiva über CYP3A4 metabolisiert werden, kann deren Wirksamkeit durch Cenobamat abnehmen. Daher sollten Frauen im gebärfähigen Alter während und bis zu vier Wochen nach der Cenobamat-Einnahme zuverlässige zusätzliche oder alternative nicht-hormonelle Verhütungsmaßnahmen anwenden. Ohne begleitende Kontrazeption soll das Antiepileptikum nicht gegeben werden.
Die gleichzeitige Einnahme von Cenobamat mit anderen zentral dämpfenden Stoffen wie Alkohol, Barbiturate und Benzodiazepine kann das Risiko für neurologische Nebenwirkungen erhöhen. Daher müssen die Dosen von Barbituraten und Benzodiazepinen möglicherweise reduziert werden.
Bei Kombination mit anderen Antiepileptika wie Phenytoin, Phenobarbital, Lamotrigin oder Clobazam kann es zu veränderten Blutspiegeln kommen, was eventuell eine Dosisanpassung von Cenobamat oder des anderen Wirkstoffs erfordert.
Neue Optionen für die Epilepsie-Behandlung sind trotz vieler Medikamente immer noch gefragt, insbesondere für die Therapie fokaler Anfälle. Denn längst nicht alle Patienten erreichen mit den verfügbaren Therapieoptionen Anfallsfreiheit. Cenobamat ist daher als Therapiefortschritt anzusehen. Der duale Wirkmechanismus umfasst einerseits die langsame Inaktivierung von Natriumkanälen, was zum Beispiel auch von Lacosamid und Eslicarbazepin bekannt ist. Durch positive Modulation von GABAA-Rezeptoren an einer Nicht-Benzodiazepin-Bindungsstelle wird zudem der dämpfende Effekt des Neurotransmitters GABA verstärkt. Die Wirksamkeitsdaten sind äußerst vielversprechend. Diese sollte man nicht durch zu schnelles Auftitrieren riskieren. »Start low, go slow«, heißt die Devise. Zu beachten sind zudem mögliche Interaktionen. Vorteilhaft ist wiederum die einfache, einmal tägliche Einnahme. Bisher noch schlecht einzuschätzen ist, inwiefern es zur Toleranzentwicklung kommen könnte, was man auch bei anderen GABA-erg wirksamen Antikonvulsiva beobachten konnte. Vorläufig ist Cenobamat aber auf jeden Fall als Schrittinnovation einzustufen.
Sven Siebenand, Chefredakteur