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Arzneimittelbetrug vermeiden

Bunte Zuckerstreusel könnten Medikamente sicherer machen

Durch bunte Zuckerkügelchen auf der Oberfläche von Tabletten, Kapseln und Co. entstehen einzigartige Farbcodierungen, die zur Identifizierung von Arzneimittel genutzt werden könnten.
Laura Rudolph
12.05.2022  13:00 Uhr

Eines von zehn Arzneimitteln in Entwicklungsländern könnte gefälscht sein, so die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dies verursacht nicht nur gesundheitliche Schäden, sondern auch finanzielle in Milliardenhöhe.

Eine recht unkonventionelle und vergleichsweise kostengünstige Idee, Arzneimittelbetrug zu verhindern, hat Professor Dr. William Grover von der University of California: Ein einzigartiges Muster auf der Oberfläche fester Arzneiformen aus winzigen, verschiedenfarbigen Zuckerkügelchen. In zufälliger Anordnung verleihen diese jeder einzelnen Tablette oder Kapsel eine einzigartige Codierung. Gleicht der Arzneimittelanwender diesen von Grover sogenannten »Candy Code« fotografisch mit validierten Codes aus Herstellerdatenbanken ab, könne er leicht gefälschte Ware erkennen. Seine Idee veröffentlichte er in einem Artikel, der kürzlich im Fachjournal »Scientific Reports« erschien.

Inspiriert wurde Grover durch Schokoladendrops mit bunten Zuckerstreuseln, wie er in einer Pressemitteilung berichtet: »Jedes Bonbon hat im Durchschnitt 92 zufällig angebrachte Zuckerstreusel, und die Zuckerstreusel haben acht verschiedene Farben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein zufällig erzeugtes Bonbonmuster jemals wiederholt, ist gleich Null, sodass jedes dieser Bonbons einzigartig ist und niemals zufällig dupliziert werden kann.«

Grover startete einen Testlauf mit Tylenol-Kapseln, die er mit essbarem Tortendekorationskleber überzog. Er entwickelte einen Algorithmus, der das Foto der codierten Kapsel in Textzeichen umwandelt, die in einer Datenbank gespeichert werden und vom Verbraucher vor der Einnahme des Arzneimittels abgefragt werden können.

Doch wie ergiebig wäre diese unkonventionelle Art des Verbraucherschutzes? Laut Grover mehr als ergiebig: »Mit einer Computersimulation von noch größeren CandyCode-Bibliotheken habe ich herausgefunden, dass ein Unternehmen 1017 CandyCode-Pillen produzieren könnte - genug für 41 Millionen Pillen für jeden Menschen auf der Erde - und immer noch in der Lage wäre, jede CandyCode-Pille eindeutig zu identifizieren.«

 

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