| Melanie Höhn |
| 12.04.2023 12:30 Uhr |
Thomas Preis, Vorsitzender Apothekerverband Nordrhein, hat die Pläne der Bundesregierung kritisiert: »Es ist schon absurd, dass wir gegen massive Lieferprobleme bei Medikamenten für Kinder, Blutdruck-Patienten, Krebskranken und Diabetikern kämpfen müssen und jetzt viel politische Energie verwenden, um Drogen salonfähig zu machen. Auch die abgespeckte Version der Cannabis-Legalisierung ist medizinisch und pharmazeutisch nicht vertretbar«, sagte er. »Die Arzneimittelkommission der deutschen Apothekerinnen und Apotheker lehnt deshalb aus medizinischen und pharmazeutischen Gründen die Legalisierung von Cannabis ab. Eine Entlastung der Behörden ist nicht zu erwarten. Denn jetzt wird noch mehr kontrolliert werden müssen, ob die Freigrenzen von 25 Gramm und drei Pflanzen auch eingehalten werden. Nach wie vor widerspricht die Legalisierung von Cannabis allen medizinischen und pharmazeutischen Kenntnissen. Besonders gefährlich ist der heutzutage viel höhere THC-Gehalt von Cannabis. Auch kann bei diesem Legalisierungs-Modell ein zu hoher Konsum nicht verhindert werden. Das Gegenteil ist der Fall. Wir schaffen uns zusätzliche Probleme insbesondere bei jungen Menschen. Verstärkt wird das noch dadurch, dass diese immer häufiger und schon frühzeitig Cannabis konsumieren. Das Risiko, später psychotische Symptome, Depressionen oder Angststörungen zu bekommen, ist für junge Menschen besonders hoch, weil der intensivste Teil der Entwicklung des Gehirns vor dem 20. Lebensjahr liegt. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen auch erhebliche Probleme beim Hasch-Tourismus.«
Positiv zu den Eckpunkten der Bundesregierung äußerte sich hingegen Maria Klein-Schmeink, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen: »Die Eckpunkte der Bundesregierung sind ein erster wichtiger Meilenstein für die Legalisierung von Cannabis und weisen den richtigen Weg zu einer modernen und vernunftgeleiteten Drogenpolitik, die endlich den Jugend- und Gesundheitsschutz in den Mittelpunkt stellt. Das ist ein großer Erfolg, vor allem auch für uns Grüne. Wir setzen uns seit Langem für eine menschliche Drogenpolitik und mehr Gesundheitsschutz ein. Die jahrzehntelange ideologisch getriebene Kriminalisierung von erwachsenen Menschen wird bald ein Ende haben. Der in der Bevölkerung längst stattfindende Konsum wird endlich sinnvoll reguliert und Konsumierende bekommen legale Alternativen außerhalb des Schwarzmarktes«, erklärte sie. »Der Besitz und Eigenanbau von Cannabis wird legal. Zusätzlich können nicht-kommerzielle Clubs Cannabis anbauen und vertreiben. Fehlentwicklungen wie in den Niederlanden werden so vermieden. Jetzt wird das Gesundheitsministerium zeitnah einen konkreten Gesetzentwurf vorlegen. Wir werden im parlamentarischen Verfahren bei der Ausgestaltung der Detailregelungen darauf achten, dass die Ziele dieser Reform erreicht werden. Eine umfassende Legalisierung und Regulierung bleibt das Ziel. Diese zweite Säule wird hoffentlich nach Abschluss der Modellvorhaben und der Genehmigung durch die EU erreicht werden.«