Bund bezahlte bislang 7 Milliarden Euro für Impfkampagne |
Die Covid-19-Impfkampagne fußt auf verschiedenen Impfstoffen. Derzeit werden vor allem die Vakzine von Moderna und Biontech/Pfizer verimpft. / Foto: Adobe Stock/mbruxelle
Covid-19-Impfstoffe sind seit knapp zwei Jahren Dauerthema. In letzter Zeit geht es meist vor allem darum, dass die vorhandene Impfstoffmenge zu knapp oder dass die Impfquote noch zu gering ist. Wie viele Impfdosen aber eigentlich noch in diesem Jahr geliefert werden und wie viel der bislang eingekaufte Impfstoff gekostet hat, wird aber oftmals nicht genau aufgeschlüsselt. Einige Fakten über die Covid-19-Impfstoffbeschaffung erläutert nun aber die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag.
Dabei wollten unter anderem anderem Kathrin Vogler und Ates Gürpinar, die beide im Gesundheitsausschuss des Bundestags für Die Linke sitzen, von der Regierung wissen, wie viel Impfstoff noch nach Deutschland kommen wird und wie viel vernichtet, gespendet oder auch verkauft wurde.
Die Regierung listet daher etwa genau auf, wie viele Impfdosen Deutschland bestellt hat. Vergangenes Jahr hat Deutschland etwa 56,3 Millionen Astra-Zeneca-Dosen erhalten. Insgesamt 367,3 Millionen Dosen des Impfstoffs Comirnaty® von Biontech/Pfizer sollen zudem in einem Zeitraum von 2021 bis 2023 geliefert werden. Und vergangenes und dieses Jahr gibt es insgesamt etwa 120,3 Millionen Dosen des Moderna-Impfstoffs Spikevax® sowie 55 Millionen Dosen des Impfstoffs von Janssen.
Zum Vergleich: Bis zum 23. Januar 2022 wurden laut Impfdashboard des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) bereits 183,6 Millionen Impfdosen ausgeliefert, davon sind 88,3 Prozent der Dosen bislang verimpft (162,1 Millionen Dosen).
Im Hinblick auf die neuen Impfstoffe schlüsselt die Übersicht zudem auf, dass Deutschland dieses Jahr bis zu 34 Millionen Impfdosen der Vakzine von Novavax erhält. Ende Februar sollen diesbezüglich die ersten vier Millionen Dosen Nuvaxovid® ankommen. Auch 20 Millionen des Impfstoffs von Sanofi/Glaxo-Smith-Kline sind für dieses Jahr eingeplant, sowie weitere 11 Millionen Dosen des Valneva-Impfstoffs. Diese beiden letzten Impfstoffe haben allerdings bislang noch keine Zulassung in der Europäischen Union erhalten.
Für die Beschaffung der Impfstoffe selbst hat Deutschland bis zum 14. Dezember 2021 rund 3,2 Milliarden Euro bezahlt. Zudem hat der Betrieb des nationalen Verteilzentrums des Bundes, das die Bundeswehrapotheke in Quakenbrück betreibt, sowie die Verteilung der Impfstoffe durch einen Logistikdienstleister der Bundeswehr im Jahr 2021 etwa 1,23 Milliarden Euro gekostet.
Aber auch das Betreiben der Impfzentren kostet mehrere Milliarden. So teilen sich die Länder und der Bund laut Coronavirus-Impfverordnung die Kosten der Impfzentren jeweils zur Hälfte. Bis einschließlich 14. Dezember 2021 haben die Länder laut Angaben des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS) rund 1,8 Milliarden Euro aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds erhalten (davon hat der Bund 1,75 Milliarden Euro refinanziert, die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds etwa 50,5 Millionen und der Verband der Privaten Krankenversicherungen weitere 3,8 Millionen Euro übernommen). Diese Summe macht damit die Hälfte der Kosten aus. Damit hat der Betrieb der Impfzentren bislang rund 3,6 Milliarden Euro gekostet. Allerdings weist die Regierung daraufhin, dass die Länder diesbezüglich noch nicht alle Kosten gegenüber dem BAS abgerechnet haben, damit ist dies eine vorläufige Kalkulation.
Auch die Kosten für die verimpfenden Leistungserbringer, die der Bund ebenfalls trägt, schlüsselt die Regierung auf. Die Ärzte sind im April 2021, kurz nach Ostern, nach und nach in die Covid-19-Impfkampagne miteingestiegen. Für die Abrechnung mit den Vertragsärzten bezahlte der Bund mit Stand zum 14. Dezember 2021 809 Millionen Euro, weitere 18 Millionen Euro für die Abrechnung mit Betriebsärzten sowie 9 Millionen Euro für die Abrechnung mit Privatärzten. Zudem bezahlte der Bund eine weitere Million für die Abrechnung mit Krankenhäusern/Rehabilitationseinrichtungen und 3000 Euro für die Abrechnung des öffentlichen Gesundheitsdienstes.
Insgesamt hat der Bund damit für die Verimpfung, Impfstoffe und Logistik bis zum Ende des Jahres 2021 rund 7 Milliarden Euro ausgegeben (3,2 Milliarden Euro für die Impfstoffe, 1,3 Milliarden Euro für die Logistik, 1,75 Milliarden Euro für Impfzentren und rund 837 Millionen für die verimpfenden Leistungserbringer).
Die Linke hakte auch zu der Anzahl vernichteter Impfdosen nach. Hierzu schreibt die Bundesregierung, dass bis zum 5. Januar 2022 insgesamt 11.530 Impfdosen im zentralen Lager des Bundes vernichtet wurden. Weitere rund 31.000 Impfdosen wurden auf Seiten der pharmazeutischen Großhändler und der Apotheken bis zur Kalenderwoche 47 des Jahres 2021 vernichtet. Als Grund dafür nennt die Regierung unter anderem Bruch bei Kommissionierungen, Beschädigungen beim Transport durch etwa Erschütterungen oder Unfälle, Flüssigkeitsverluste oder das erreichte Verfallsdatum. Was die Regierung hier aber nicht aufzählt, sind Impfdosen, die bereits an die Länder oder Arztpraxen ausgeliefert wurden und auf dieser Ebene teils vernichtet werden mussten. »Informationen über Vernichtungen nach dem Zeitpunkt der Übergabe liegen dem Bund daher nur insoweit vor, wie diese an den Großhandel zurückgemeldet werden«, erklärt die Regierung dazu.
Bezüglich der Anzahl der gespendeten Impfdosen, schlüsselt die Bundesregierung auf, dass zum Stand 6. Januar 2022 rund 95,4 Millionen Dosen aus deutschen Lieferverträgen an die Impfinitiative Covax abgegeben wurden. Davon wurden bis zum 6. Januar 2022 rund 84 Millionen Dosen bereits ausgeliefert, die Auslieferungen der restlichen Dosen soll in diesen Tagen erfolgen. Diese Menge von 95,4 Millionen Dosen setzt sich zusammen aus den Impfstoffen Comirnaty (10,3 Millionen Dosen im vierten Quartal 2021), Spikevax (32 Millionen im 4. Quartal 2021), Janssen-Impfstoff (26,6 Millionen Dosen auch im vierten Quartal 2021), sowie Astra-Zeneca (26,5 Millionen Impfdosen seit August 2021). Zusätzlich hat Deutschland rund 7,66 Millionen Impfdosen bilateral im Zeitraum von August bis Oktober 2021 abgegeben. Verkauft hat Deutschland laut Antwort der Regierung keine Impfdosen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.